Rote Beete oder was? -
Orchi - 17.06.12
Hallo,
gestern habe ich diese Pflanze hier zwischen den Roten Beeten entdeckt.
![[Bild: P6150001.jpg]](http://s11.postimage.org/4jmxy2sjz/P6150001.jpg)
von oben
![[Bild: P6150004.jpg]](http://s14.postimage.org/anvsv2yfh/P6150004.jpg)
Stengel
Ich habe Rote Beete Originalsamen ausgesät, alle anderen Pflanzen sehen "normal" aus. Nur dieses eine Pflänzchen nicht. Eine Mutation

oder vielleicht doch der Samen von etwas anderes. Ich dachte schon an Mangold, aber da passt das Blatt nicht. Außerdem gibt es bei der Pflanze nur einen einzigen Stengel. Kann mir jemand sagen, um was es sich bei diesem Pflänzchen handelt
LG Orchi
RE: Rote Beete oder was? -
Martin - 17.06.12
Das sieht mir schon sehr nach einer modifizierten Roten Bete aus. Evtl. mit verändertem Chromosomensatz. Ich würde sie einfach mal wachsen lassen und beobachten. Vielleicht läßt sich ja daraus was neues züchten?
Liebe Grüße,
Martin
RE: Rote Beete oder was? -
Orchi - 18.06.12
(17.06.12, 19:08)Martin schrieb: Das sieht mir schon sehr nach einer modifizierten Roten Bete aus. Evtl. mit verändertem Chromosomensatz. Ich würde sie einfach mal wachsen lassen und beobachten. Vielleicht läßt sich ja daraus was neues züchten?
Liebe Grüße,
Martin
klar lasse ich sie wachsen. Bin selbst gespannt was daraus wird, kann ja mal berichten. Bisher tut sich nichts, es kommt kein zweites Blatt, die ganze Pflanze wird nur minimal größer. Kannst Du etwas dazu sagen wieso die Pflanze modifiziert ist. Ich bin sicher kein F1 Saatgut gekauft zu haben, kann so etwas eigentlich bei allen Pflanzen passieren oder nur bei genetisch verändertem Saatgut?
LG Orchi
RE: Rote Beete oder was? -
Martin - 18.06.12
Ich bin kein Genetiker! Aber ich weiß, daß bei der Zahl der Chromosomen Veränderungen vorkommen können. So sind beim Menschen alle Chromosomen doppelt vorhanden (das nennt man diploid). Einzelne oder mehrere Chromosomen können durch eine Genommutation auch dreifach vorkommen. So entsteht beim Mensch durch das dreifache Vorliegen des 21. Chromosoms oder Teile davon das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt.
Dasselbe gilt auch für Tiere und Pflanzen. Es kann auch vorkommen, daß komplette Chromosomenstränge (also nicht nur einzelne Chromosomen) öfter als normal vorkommen. So gibt es bei manchen Arten Mutationen, die tri-, tetra- oder hexaploid sind, also drei-, vier- oder sechsfache statt der doppelten Chromosomenstränge haben. Das schlägt sich dann natürlich auch in den verschiedensten Eigenschaften eines Individuums nieder. Erscheinen diese Eigenschaften dem Gärtner positiv, versucht der die plötzlich neu entstandene Sorte zu erhalten und zu vermehren, falls nicht, landet diese Genkombination eben auf dem Kompost. Das ist nichts anderes, als normale gärtnerische Züchtung. Unsereins erkennt nicht, ob eine Veränderung einer Sorte (z.B. Blütenfarbe) nun im Rahmen der genetischen Variabilität liegt (evtl. sogar nur durch Umwelteinflüsse bedingt) oder ob es eine Mutation einzelner Gene, einzelner Chromosomen oder ganzer Chromosomensätze ist.
Bei Deinen Rote Beten habe ich die Vermutung, daß ein einzelnes oder mehrere Chromosomen mutiert sind, also vermutlich dreifach statt doppelt vorliegen. Aber wie gesagt: Ich bin kein Genetiker, sondern Gärtner, der nicht nach dem Warum einer Veränderung fragt, sondern der eine Veränderung beobachtet, für gut befindet oder verwirft und der dann durch Selektion die positiven neuen Eigenschaften zu erhalten und zu vermehren versucht.
Wahrscheinlich haben wir hier auch Theoretiker, die sich besser mit Genetik auskennen als ich (bitte korrigiert mich, falls ich was falsches gesagt habe), aber ich bin einfach der Praktiker, der Pflanzenzüchtung aus der Praxis heraus sieht und nicht aus Sicht eines Molekularbiologen.
Liebe Grüße,
Martin
RE: Rote Beete oder was? -
Freida - 18.06.12
[quote='Martin' pid='26787' dateline='1340043337']
Ich bin kein Genetiker! Aber ich weiß, daß bei der Zahl der Chromosomen Veränderungen vorkommen können. So sind beim Menschen alle Chromosomen doppelt vorhanden (das nennt man diploid). Einzelne oder mehrere Chromosomen können durch eine Genommutation auch dreifach vorkommen. So entsteht beim Mensch durch das dreifache Vorliegen des 21. Chromosoms oder Teile davon das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt.
Trisomie 21 ist ein Chromosomenbruch.
Lieber Martin,
ich korrigiere meinen Eintrag. Ich bin einem Denkfehler aufgesessen, war ein Schnellschuß.
Es stimmt natürlich, dass das Wort Trisomie alles sagt.
Muss ich doch beruflich wissen.
Sorry und liebe Grüße
Freida
RE: Rote Beete oder was? - Yarrow - 18.06.12
Nein, Martin hat schon Recht. Eine Trisomie liegt immer dann vor, wenn aufgrund einer Störung bei der Zellteilung ein Chromosom bzw. ein Teil davon dreifach vorliegt. Bei manchen Chromosomen führt das beim Menschen dazu, dass sich der Embryo gar nicht erst entwickelt; das dreifache Vorhandensein anderer Chromosomen führt zu verschiedenen Behinderungen. Im Fall des Chromosoms Nr. 21 resultiert daraus die als Down-Syndrom bekannte Symptomatik.
RE: Rote Beete oder was? -
Orchi - 19.06.12
(18.06.12, 23:03)Yarrow schrieb: Nein, Martin hat schon Recht.
wow, da habe ich ja was losgetreten mit meiner "mutierten" Roten Bete.

Vielleicht habe ich ja das Glück eine neue Sorte Namens Orchi zu züchten
LG Orchi
RE: Rote Beete oder was? - Pünktchen - 19.06.12
(19.06.12, 08:58)Orchi schrieb: wow, da habe ich ja was losgetreten mit meiner "mutierten" Roten Bete. 
Vielleicht habe ich ja das Glück eine neue Sorte Namens Orchi zu züchten 
Au ja, eine rote Bete mit dem Namen *Orchi* wird bestimmt der Renner.

RE: Rote Beete oder was? -
Freida - 19.06.12
(18.06.12, 23:03)Yarrow schrieb: Nein, Martin hat schon Recht. Eine Trisomie liegt immer dann vor, wenn aufgrund einer Störung bei der Zellteilung ein Chromosom bzw. ein Teil davon dreifach vorliegt. Bei manchen Chromosomen führt das beim Menschen dazu, dass sich der Embryo gar nicht erst entwickelt; das dreifache Vorhandensein anderer Chromosomen führt zu verschiedenen Behinderungen. Im Fall des Chromosoms Nr. 21 resultiert daraus die als Down-Syndrom bekannte Symptomatik.
Alles klar,
siehe oben.
Freida
RE: Rote Beete oder was? -
Martin - 19.06.12
(19.06.12, 08:58)Orchi schrieb: wow, da habe ich ja was losgetreten mit meiner "mutierten" Roten Bete. 
Vielleicht habe ich ja das Glück eine neue Sorte Namens Orchi zu züchten
LG Orchi
Das wäre zu wünschen, ist aber eher unwahrscheinlich. Erfahrungsgemäß bringen solche Genommutationen vorwiegend negative Folgen, die von nicht lebensfähig bis zu behindert gehen. Werden solche Mutationen vom Menschen als positiv gesehen, kann es z.B. zu Qualzucht bei Tieren kommen. Oder wie manche Pflanzensorten, die unfruchtbar sind und sich nur vegetativ durch Stecklinge vermehren lassen, statt generativ durch Samen. Lebenstüchtig sind Mutationen oft nur begrenzt.
Bei zweikeimblättrigen Pflanzen, wie der Roten Bete habe ich schon öfter drei Keimblätter beobachtet, die oft zusammengewachsen waren. Solche Exemplare sind in der Regel wachstumsgestört und bringen oft keine weiteren Blätter hervor.
Aber wie gesagt: Beobachten und vor allem Vergleichen mit Pflanzen aus derselben Aussaat, die normal sind, sollte man schon. Dann kann man schnell sagen, ob eine Mutation gut oder schlecht ist. Eine Zuckerhutfichte in einem Fichtenwald ist durch ihren Kümmerwuchs nicht überlebensfähig, im Garten eines Menschen, der sie beschützt, weil sie ihm gefällt aber sehr wohl.
Ich bin neugierig, ob Deine Mutierte Bete meinen negativen Erwartungen entspricht, oder ob sie doch noch einen interessanten Aspekt hervorbringt. Vielleicht wachsen die weiteren Blätter verkürzt und rosettenförmig, so daß eine aparte Zierpflanze entstehen könnte.
Es bleibt spannend!
Liebe Grüße,
Martin