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Winterverluste - Druckversion

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Winterverluste - Martin - 19.12.11

Liebe Mitimker,

Ich habe gestern mit einem Bekannten telefoniert, der mir berichtete, daß in diesem Jahr die Winterverluste an Bienenvölkern wohl wieder sehr hoch sein werden. In manchen Regionen Deutschlands wären jetzt schon bis zu 30 % tot. Da er Züchter ist und entsprechende Verbindungen hat, ist er weit besser als ich informiert. Auch bei ihm wären manche Völker jetzt schon sehr geschrumpft, bei seinen Ablegervölkern seien jetzt schon 20 % tot.
Ich habe bei meinen Völkern in den letzten Wochen nicht mehr reingeschaut, kann also noch nichts sagen. Mich würde aber interessieren, wie die Situation bei Euch ist. Könnt Ihr schon etwas berichten?
Hauptursache der Verluste dürfte wohl die Varroa-Milbe sein, die in der langen Brutsaison (frühes Frühjahr, langer Herbst) mehrere zusätzliche Generationen produzierte. Zudem werden die von ihr übertragenen Viren anscheinend jedes Jahr aggressiver, so daß pro Volk immer weniger Milben die kritische Menge bedeuten.
Ich werde wohl nächste Woche die Winterbehandlung vornehmen und dann mal schauen, wieviele Milben fallen.
Wie siehts bei Euch aus?

Neugierig-besorgte Grüße,

Martin


RE: Winterverluste - Gudrun - 19.12.11

(19.12.11, 20:47)Martin schrieb:  pro Volk immer weniger Milben die kritische Menge bedeuten.
Ich werde wohl nächste Woche die Winterbehandlung vornehmen und dann mal schauen, wieviele Milben fallen.
... hallo Martin, kannst du das bitte mal nicht Wissenden erläutern: " kritische Milbenmenge" - "wieviele Milben fallen" - irgendwie verstehe ich das so: ein Bienenvolk kann eine gewisse Menge an Milben "verkraften" ohne total ausgerottet zu werden ?!?




RE: Winterverluste - Martin - 19.12.11

(19.12.11, 21:04)Gudrun schrieb:  ... hallo Martin, kannst du das bitte mal nicht Wissenden erläutern: " kritische Milbenmenge" - "wieviele Milben fallen" - irgendwie verstehe ich das so: ein Bienenvolk kann eine gewisse Menge an Milben "verkraften" ohne total ausgerottet zu werden ?!?

Hallo Gudrun,

Für ein starkes Wirtschaftsvolk galt vor dreisig Jahren noch, daß sie 12000 Milben problemlos verkraften, ohne in ihrer Existenz bedroht zu sein. Heute wird von nur noch vier- bis fünftausend Milben gesprochen. Je mehr davon durch eine Behandlung erwischt werden, um so sicherer überlebt ein Volk.
Als Imker sollte man immer wieder mal Milbenkontrolle machen. Wenn mehr als eine bestimmte Zahl bei einem unbehandelten Volk pro Tag auf den Boden fällt, sollte man behandeln. So vollzog ich in diesem Jahr eine vorgezogene Notbehandlung mit Ameisensäure, weil das betreffende Volk extrem viele Milben hatte. Nach der Behandlung fielen denn auch ein paar tausend Milben über mehrere Tage verteilt. Vermutlich hätte dieses Volk den Herbst, ganz sicher aber den Winter nicht überlebt.
Viele Imker gehen bei der Milbenkontrolle eher lax vor und behandeln streng nach Vorschrift, anstatt flexibel je nach Befallsgrad der einzelnen Völker. Da kann schnell was schiefgehen. Mir fehlt da auch noch die Erfahrung, aber ich versuche, meine Völker möglichst verlustfrei durch den Winter zu bekommen und dazu im Sommer eben an die Befallsstärke angepasst zu behandeln.

Liebe Imkergrüße,

Martin



RE: Winterverluste - Pünktchen - 20.12.11

Moin Martin,

vor zwei Jahren musste ich feststellen, dass bei mir extrem wenig Bienen im Garten zu sehen waren, obwohl ich darauf achte, möglichst viele Insekten anlockende
Blumen zu säen/pflanzen.

Irgendwann bin ich dann über einen älteren Beitrag im *Stern* gestolpert, in dem es hieß, dass auch Pilze, Bakterien und Pestizide den Bienen zu schaffen machen.

Ist es möglich, dass die Tiere hierdurch vorgeschädigt oder geschwächt sind und deshalb eine leichte Beute für Milben sind?
Andererseits war der Umgang mit Gift vor dreißig Jahren noch sorgloser als heute, irgendwie passt es nicht zusammen, dass die Bienenvölker heute empfindlicher darauf reagieren.


Deinen Mädeln wünsche ich, dass sie gesund durch den Winter kommen.

Pünktchen











RE: Winterverluste - Pünktchen - 20.12.11

Sorry Martin,

du hast ja bereits in einem anderen Strang über die aggresiver werdenden Milben geschrieben. War um die frühe Uhrzeit offensichtlich noch nicht richtig wach.:blush:

Kannste trotzdem etwas zu den Auswirkungen Pilze...Bakterien...Pestizide berichten?

Pünktchen




RE: Winterverluste - Martin - 20.12.11

Hallo Pünktchen,

Ich denke, daß es viele Faktoren sind, die die Bienen schwächen. Die Varroa-Milbe ist einer dieser Faktoren, aber nicht der Nutznieser. Die Bienen werden durch die verschiedenen Umstände geschwächt, aber nicht dadurch anfälliger für die Varroas, sondern die Varroas sind Teil dieser Faktoren. Daß die etwa dreisig verschiedenen Virenarten, die von den Varroas übertragen werden aggressiver geworden sind, und hoher Varroabefall eben auch eine extreme Virendichte bedeutet, bewirkt eine höhere Sterberate der Einzelbienen und den Kollaps der Völker.
Hinzu kommt als weiterer Faktor naturlich auch die Schwächung durch Gift. Das Zeug, das die Bauern gegen Blattläuse oder sonstwas spritzen, mag sich abschwächen, wird aber von den Bienen dennoch aufgenommen. Auch wenn die Dosis bei Bienen nicht letal wirkt, schwächt sie die Bienen dennoch.
Und noch einen Punkt halte ich für wichtig, auch wenn er in Imkerkreisen kaum Beachtung findet: Mangelernährung. Nicht daß es den Bienen an Futter fehlt, da hilft der Imker notfalls nach. Aber das Futter ist doch oft sehr einseitig. Monokulturen prägen oft die Landschaft, was meiner Meinung nach nicht genügt. Die Pollen und der Nektar verschiedener Futterpflanzen dürften doch unterschiedliche Inhaltsstoffe haben, die die Bienen auch brauchen, in Monokulturen aber nicht bekommen. Wir Menschen können ja auch nicht immer nur Pommes essen, ohne negative Folgen zu erleben. Ähnlich dürfte es bei Bienen auch sein: einseitige Ernährung bringt Mangelerscheinungen. Die bunte Vielfalt auf den Äckern und Wiesen wird aber mit Gift und Gülle vernichtet, so daß der prächtigste Rapsacker dem Imker zwar hohen Ertrag bringt, die Völker aber schwächt. Gerade deshalb bin ich der Überzeugung, daß dem Imkern in der Stadt, wo in den Gärten und Parks bunte Vielfalt mit weit weniger Gift gedeiht, die Zukunft gehört, vorausgesetzt, die Wende zur Bio-Landwirtschaft geht weiterhin so langsam voran.

Ach ja, Pilze und Bakterien gehören natürlich auch zu den Bienenkrankheiten, die zum Teil ganze Bienenstände vernichten können und zur Einrichtung von Sperrgebieten führen können (Faulbrut), gehören aber nicht zum Alltag des Imkers. Mag sein, daß latent vorhandene Bakterien oder Pilzsporen die Völker schwächen, auch wenn die Krankheiten nicht zum Ausbruch kommen.
Wie gesagt, es kommen wohl viele Faktoren zusammen, die die Völker schwächen, so daß die Varroas immer leichteres Spiel haben.

Liebe Imkergrüße,

Martin


RE: Winterverluste - Verlaine - 27.12.11

Hallo Martin, hallo Pünktchen,
auch in der Eifel mit optimalen Lebensbedingungen (nur wenige Äcker, viel Wald, natürliche Bachläufe, ausgewiesenene Naturschutzflächen oder Flächen, die von einem Hobby-Rinderzüchter nur extensiv genutzt werden, gute Bienenweiden wie Linde, Weisdorn, Wiesen mit Löwenzahn und Klee nahe bei den Völkern, Phacelia, Kornblumen, Mohn, Borretsch,...was noch?) gibt es inzwischen hohe Verluste durch Varroen (und deren Folgen). Bis vorletztes Jahr hatten wir nur 10-15% Ausfälle, inzwischen trifft es uns auch mit ca. 30%. Ein Teil schon im Herbst durch Räuberei. Die Winterbehandlung musste wegen starker "Grippe" verschoben werden, sonst könnte ich mehr dazu sagen.http://www.kraut-rosen.de/images/smilies/huh.gif
Vielleicht behandelt der Nachbar falsch? Bei dem stärker betroffenen Bienenstand gibt es einen Nachbar, der ebenfalls Bienen hält, wobei wir nicht wissen, ob und wie er gegen die Varroen behandelt. Es gibt wohl Pestizide, die Resistenzen erzeugen (Namen möchte ich hier nicht nennen). Dann holen sich die Bienen dort wieder neue Varroen (Re-Invasion)
LG, Bianka
Hier die beiden Bienenhäuser
[Bild: IMG_0017.jpg]

[Bild: Bienenhaus.jpg]



RE: Winterverluste - Martin - 03.01.12

Leider bin ich bisher nicht zur Winterbehandlung gekommen, weil es einfach zu warm ist. Für eine wirksame OS-Behandlung muß die Wintertraube dicht geschlossen sein. Und das ist sie nur, wenn es kälter als fünf Grad ist. Bei uns waren wir in letzter Zeit immer darüber und wenn die Bienen einem am Flugloch entgegenschauen, kann man nicht vernünftig behandeln.
In den nächsten Tagen soll es aber kälter werden, am Freitag nur noch zwei oder drei Grad, so daß ich die Behandlung meiner Völker und jener meines Kollegen jetzt für den Drei-Königstag morgens anvisiert habe. Ich hoffe, daß sie durch das warme Wetter nicht außerplanmäßig in Brut gegangen sind.

Besorgte Grüße,

Martin


RE: Winterverluste - Verlaine - 05.01.12

(03.01.12, 21:44)Martin schrieb:  Leider bin ich bisher nicht zur Winterbehandlung gekommen, weil es einfach zu warm ist. Für eine wirksame OS-Behandlung muß die Wintertraube dicht geschlossen sein. Und das ist sie nur, wenn es kälter als fünf Grad ist. Bei uns waren wir in letzter Zeit immer darüber und wenn die Bienen einem am Flugloch entgegenschauen, kann man nicht vernünftig behandeln.
In den nächsten Tagen soll es aber kälter werden, am Freitag nur noch zwei oder drei Grad, so daß ich die Behandlung meiner Völker und jener meines Kollegen jetzt für den Drei-Königstag morgens anvisiert habe. Ich hoffe, daß sie durch das warme Wetter nicht außerplanmäßig in Brut gegangen sind.

Besorgte Grüße,

Martin

Hallo Martin,

das ist der Vorteil eines kalten Standorts und einer Bienenart, die sich bei unter 10 Grad nicht mehr raustraut, es sei denn, bei voller Sonne direkt auf den Stock (z.B. für einen eiligen Reinigungsflug).
Letztes Jahr waren Imker wie Du im Vorteil, in diesem Jahr die Eifler, wie ich denke. Generell ist ein harter Winter für die Bienen besser als ein milder. Allerdings konnten unsere im letzten Jahr wegen der anhaltenden Kälte nicht raus, um sich "zu reinigen", sodaß die Völker stark durch Durchfall (Bienenruhr) geschwächt waren. Zusätzlich Alles verschmutzt, selbst das Bienenhaus im Inneren, wohin sie in ihrer Not hin sind. Wir mussten sehr viele Waben einschmelzen, Bienen in saubere Kästen umziehen, etc. Zum Glück ist das Nichts Tragisches. Einfache Hygienemaßnahmen reichen da.

Nächstes Wochenende wollen wir mit Oxalsäure behandeln, dann weiß ich mehr.
Bis dahin,
LG, Bianka


RE: Winterverluste - Martin - 05.01.12

Hallo Bianka,

Morgen wird behandelt. Sowohl meine Buckfast-Völker, als auch die Carnica-Völker eines Kollegen. Kurze Einblicke sollten uns dann zeigen, ob tatsächlich schon Brut da ist, wie mir gestern mein Bekannter versicherte, von dem ich meine Königinnen habe.
Daß harte Winter für Bienen besser sind, als warme und wechselhafte, stimmt auf jeden Fall. Konstant tiefe Temperaturen sind auf jeden Fall besser, weil die Mädels dann einfach im Kasten bleiben und aufs Frühjahr warten. Ist es zu warm, wie dieses Jahr, gehen sie in Brut, sind bei Temperaturwechseln hin und hergerissen und verbrauchen viel mehr Futter. Da muß ein Imker wirklich auf Zack sein!

Liebe Grüße,

Martin