RE: Unsere neue Hundehütte -
Martin - 11.12.19
Liebe Vanda,
Ich sehe es wie Gudrun. Daß Euer Großer einfach so ohne zu leiden gehen durfte, war ein Geschenk für ihn und für Euch ein Schock, über den Ihr früher oder später hinwegkommen werdet.
Wir mussten vor einem Jahr auch unseren kleinen Max gehen lassen, den Du ja auch kennengelernt hast. Er war ein dreiviertel Jahr schwer krank, bekam zuletzt fünf verschiedene Medikamente und starb letztlich auf meinen Armen. Daß Eurem Großen ein solch langes Leiden erspart blieb, sehe ich daher für ihn positiv, auch wenn es für Euch natürlich aufgrund der Plötzlichkeit des Todes ein Schock war.
Ich wünsche Euch Kraft, die Schockstarre möglichst bald hinter Euch zu lassen!
Liebe Grüße, Martin
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 11.12.19
Als mein Traumhund gehen musste, er war 17 und litt an Zellgewebekrebs im Endstadium, war ich monatelang wie gelähmt. Zunächst stellte sich eine gewisse Hilflosigkeit ein, weil er überall fehlte.
Irgendwann, als die Alltagsroutine ohne ihn wieder lief, war er plötzlich wieder da - und das ist er bis heute. Gut, ich kann nicht mehr physisch mit ihm spazieren gehen, das tat und tue ich mit all den Hunden, die nach ihm kamen, aber irgendwie ist er immer bei mir - und jedes Mal, wenn ich mich ärgere, weil der Kleine gerade Mist baut, sehe ich seinen mahnenden Blick, seinen Unwillen - und bremse mich. Interessant für mich: Dodo wird ihm langsam ähnlich. Das war bei den anderen Hunden nicht so und ich hatte immer Sorge, aus Versehen Vergleiche zu ziehen, weil das ungerecht wäre gegenüber dem Hund, den ich gerade habe. Umso mehr überrascht mich Dodos Entwicklung.
Das Wichtigste und Schönste ist aber, dass er nur physisch tot ist, aber nicht weg. Irgendwie ist sein physischer Tod unbedeutend geworden. Vielleicht geht es Dir bald auch so, Vanda. Das lindert den physischen Verlust sehr.
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte -
vanda - 12.12.19
Danke Euch allen für Eure Anteilnahme. Das bedeutet mir wirklich viel.
paradoxa, es ist tröstlich zu hören, dass sich Aldo wieder etwas aufgerappelt hat, ich wünsche Euch nur das Beste, er ist doch so ein Schatz von einem Hund!
Das mit dem "Grab schaufeln, bevor der Hund tot ist" kenne ich von meinem früheren Großen. Er musste eine Nacht in der Tierklinik bleiben, aber die Aussichten waren schlecht. Da habe ich zuhause auch schon vorsorglich alle Gegenstände von ihm auf den Dachboden geräumt, weil ich es nicht ertragen hätte, mit totem Hund heimzukommen und noch all die Dinge vor mir zu haben. Jetzt ist das komischweise anders. Es war hier so ein Ritual zwischen den Beiden, dass nach dem Füttern (in zwei unterschiedlichen Räumen) jeder noch den Napf des anderen kontrollierte, ob da vielleicht noch was über ist - was natürlich nie der Fall war, man guckte aber sicherheitshalber trotzdem... die Kleine geht jetzt immer noch täglich den Napf des Großen begutachten, also haben wir ihn nur saubergemacht und wieder an seinen Platz gestellt.
daki, es ist ja immer schlimm, jemanden zu verlieren, aber vor oder an Weihnachten hat es irgendwie immer noch eine ganz andere Dimension,
das kann ich jetzt sehr gut nachfühlen.
Dass es ein "Geschenk" ist, dass er zuhause gehen konnte, ist halt so eine hilflose Ausrede, um sich selbst zu trösten.
Klar haben wir uns das auch gesagt, wohl wissend, dass man sich mit einem sehr großen Hund, der wirklich alt oder lange krank ist, sehr viel Kraft,
Aufwand, Nerven und vor allem auch Geld gespart hat, wenn er einfach vorher stirbt. (und eigentlich weiß man auch vorher um die Problematik, wenn man sich eine Dogge anschafft). Und klar möchte man sich auch nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, er wäre unterwegs, im Urlaub oder sonstwo gestorben, oder genau während wir mal eben darußen im Garten waren. Trotzdem fühlt sich dieser Spruch für mich falsch an.
Er hat es sicher vorher gespürt, dass etwas nicht stimmt, nur war ich an dem Tag im Stress, hatte einen Termin und musste dafür noch etliches vorbereiten, habe mich also nicht groß um die Hunde gekümmert. Erst kurz vor ich aus dem Haus ging fiel mir auf, dass der Hund mal einen Schritt danebensetzte und wies GG, der eben ankam, noch darauf hin, das mal zu beobachten.
Ich bin sicher, er hat gespürt, dass ich jetzt wegfahre, ihn verlasse, und als ich vom hektisch wedelnden GG aufgehalten wieder nach drinnen kam, war ja auch keinem bewusst, was da grade passiert. Ich weiß nicht mal, ob er mich da überhaupt noch wahrgenommen hat. DAS finde ich das Schlimmste. Aber so habe ich erstmal noch hektisch telefoniert, Tierarzt, Kollegen, den Termin absagen, und bis ich es richtig mitbekam, tat der Große seinen letzten Schnaufer. Wenn man sein Tier einschläfern lassen muss, kann man es wenigstens bis zuletzt in den Armen halten, ihm Wärme geben und mit ihm sprechen, aber so ist er vielleicht in dem Bewusstsein gegangen, dass Frauchen sich nicht kümmert. Das kann einen echt fertigmachen. Und das Gefühl bleibt tief drinnen wie ein Stachel, auch wenn klar ist, dass man eben nicht immer alles im Leben in der Hand und unter Kontrolle hat.
Inse, ja ich weiß, was Du meinst. Ich hatte immer Tiere und da gehört der Tod nunmal dazu (wenn man nicht gerade eine Schildkröte hat, die einen möglicherweise lange überlebt). Aber irgendwann vergisst man eben doch gewisse Dinge, den Geruch, das Gefühl, über das Fell zu streichen, die Stimme. Und dann bleiben nur zweidimensionale Bilder, wenn man wie wir nie Videos gemacht hat. Aber so ist es halt. Ich hoffe eben, dass er so lange wie möglich in Gedanken bei mir bleibt, mehr kann ich sowieso nicht tun.
Die Kleine hat das ganze Tohuwabohu auf ihrer 1m entfernten Decke mitbekommen. Ob und wie weit sie begrfiffen hat, was los ist, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Wenn ich sie fragte, wo ist denn der Große, guckte sie die ersten Tage immer direkt unter den Tisch, wo er zuletzt lag.
Aber sie waren auch nicht "beste Kumpels", man lebte halt zusammen und sie konnte den Großen Trägen immer gut für ihre Zwecke anstacheln, z.B., wenn sie befand, man müsse jetzt unbedingt laut bellend jemanden am Tor vertreiben und eine Unterstützung wäre da ganz prima. Dem Großen war so ein Terz herzlich egal, aber er ließ sich von Madame immer manipulieren. Am Tor angekommen konnte man in seinen Augen dann immer die Verwunderung/Enttäuschung lesen, dass er mal wieder wegen nichts sein Mittagsschläfchen hat unterbrechen müssen.
Immerhin ist sie die letzten Tage sehr still und sehr liebesbedürftig, aber das kann auch ganz banal am schlechten Wetter liegen.
Ich habe in den vergangenen Tagen ganz oft an alle hier gedacht, die vor Kurzem einen Gefährten verloren haben, Martin und Melly z.B. oder auch Landfrau mit ihrem Pferd. Und dann kam am letzten Samstag statt des "normalen" Rütter-Hundeprofi" ein "Hundeprofi-unterwegs" von der Berliner
Tierpathologie. Sehr passend.
Aber auch tröstlich, dass man mit seinem Schmerz wegen eines "nur-Tieres" nicht allein ist.
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 12.12.19
Vanda, sei sicher, dass Eure Kleine genau mitbekommen hat, was geschehen ist, das zuordnen kann und auf ihre Weise trauert. Das war bei allen meinen Tieren zu beobachten - und wir hatten ja recht viele Todesfälle in den letzten Jahren; altersbedingt, weil ich älteren/alten in Not geratenen Tieren immer den Vorzug gegeben habe - bis mein Sohn nach dem Tod von Dux in der Weihnachtsnacht 2017 sagte, dass er nicht mehr kann, dass es zuviel für ihn wird, dass der nächste ein jüngerer Hund sein sollte.
Und was das Spüren anlangt: wenn sie eine innige Beziehung zu Dir haben, dann spüren sie auch im Unterbewusstsein noch, dass Du (wieder) da bist. Zieh Dir diesen Stachel aus dem Fleisch.
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte -
daki - 12.12.19
@ Vanda
Es bleibt im Gefühl der Traurigkeit immer ein Stachel - hab ich alles richtig gemacht?, warum habe ich nichts bemerkt?, war ich zu wenig aufmerksam? etc.
Es ist das Verantwortungsgefühl unseren Tieren gegenüber, das uns dann zweifeln lässt und damit einen Stachel implantiert.
Deine Kleine empfindet den Verlust.
Meine Aurora, die von der nur 14 Monate älteren Dori als Welpe gelernt hatte, war derart durch den Wind, dass sie einen realen körperlichen Zusammenbruch mit hohem Fieber hatte, nicht mehr gefressen und sich fast aufgegeben hat.
Ich wünsche dir ein Lächeln der Erinnerung, auch wenn es jetzt noch zu früh dafür ist.
RE: Unsere neue Hundehütte -
vanda - 12.12.19
Eines der letzten Bilder vom Oktober. Mal wieder fällt einem erst hinterher auf, dass man anfangs zig Bilder gemacht hat und mit dem Einkehren des Alltags dann kaum noch. Trotzdem funktioniert es ab und an schon, das mit dem Lächeln...
Eigentlich lagen die Decken nur zum Auslüften da, aber wo eine Decke liegt, da lass Dich nieder...
höher ist immer besser, finden zumindest Doggen. Da kann man sich dann auch entsprechend kleinfalten.
edit: ach ja, bitte postet doch trotzdem weiterhin Eure positiven Hundegeschichten, ich habe immer das Gefühl, man traut sich nach
traurigen Meldungen nicht mehr so, mit erfreulichen Themen anzudocken. Ich hatte einfach nicht mehr daran gedacht, dass wir ja einen eigenen Regenbogenbrücken-Strang haben.
RE: Unsere neue Hundehütte -
Melly - 12.12.19
Ein tolles Foto! Gut für ein Poster...
LG
Melly
RE: Unsere neue Hundehütte -
Gudrun - 12.12.19
Da möchte ich Melly zustimmen - dann auch noch unter einer Blumenkombi, auf die ich mal total abgefahren bin.
Zitat:Dass es ein "Geschenk" ist, dass er zuhause gehen konnte, ist halt so eine hilflose Ausrede, um sich selbst zu trösten.
Mag sein, dass du das so empfindest, weil du an seinem letzten Tag vorher so hektisch eingespannt warst und deshalb
nichts bemerkt hast.
Ich hatte für meine letzten beiden Katzen entschieden, dass sie zu Hause sterben durften und ich sie nicht wie so viele
Vorhergehende lebend in die Tierarztpraxis und tot nach Hause bringen wollte.
D a s habe ich ganz oft als "Verrat" empfunden, denn für die letzte Spritze wird Frau da ja auch rausgeschickt.
Die beiden Katzenschwestern haben ihr Sterben sehr unterschiedlich gehandhabt: "Mariechen" zeigte Töchting samt Freund
und mir, dass wir mit ihr an diesem schönen Sommertag auf dem Rasen sitzen sollten ganz nahe am "Bootssteg", weil sie da
ab und an hinschlich, um zu trinken - Wasser aus dem Napf wollte sie nicht. Sie wechselte zwischen Streicheleinheiten
und zum Teich kriechen.
Ihre Schwester Cecelia ( "you're breaking my heart" ), die wenig später starb, wollte mich nicht mehr an sich ranlassen,
verkroch sich an ihre geschützten Lieblingsplätze und kam die letzten beiden Nächte nicht mehr ins Haus. Das hat mich
sehr betroffen gemacht ... musste ich aber akzeptieren. Sie war eben eine sehr eigene Katzenpersönlichkeit
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 12.12.19
Also dem TA, der versucht hätte, mich bei der letzten Spritze rauszuschicken, wäre ich ins Gesicht gesprungen. Wenn da eine Vertretung war, die hat schon mal gefragt - aber das war es dann auch.
Ganz schlimm war für mich, als eine wild geborene und mit sehr, sehr, sehr viel Geduld an Mensch und Zivilisation herangeführte und dann sehr vertrauensvolle Katze nach vielen schönen Jahren, in denen sie meine drei Kinder energisch mit betreut und erzogen hat, an Kieferknochenkrebs erkrankt zu verbluten drohte. Ich fuhr mitten in der Nacht zur tierärztlichen Nachtwache des nahegelegenen Tierheims Lankwitz und bat um Hilfe. Der noch junge Tierarzt sah sich den aufgeplatzten Tumor an, stellte fest, was mir schon klar war: das kann man abkürzen oder noch ein, zwei Stunden abwarten, bis sie verblutet ist. Hilfe ist anders nicht mehr möglich als durch die finale Spritze. Ich stimmte zu, er setzte die Spritze und sie sah mich einen Sekundenbruchteil entsetzt an: "Du hast mein Vertrauen gebrochen!"
Ein Blick, den ich nie vergessen habe und der mich immer vielmals überlegen lässt, ob ich entscheide oder dem Sterben seinen Lauf lasse. Ganz schlimm war das bei Dux, bei dem wir wegen seiner Schauspielerei am Ende nicht mehr wussten, ob es ihm wirklich so schlecht geht oder ob er sich wieder nur anstellt, um in den Arm genommen und liebgehabt zu werden. So starb er in den Armen meines Sohnes - und ich stand ganz nah daneben.
RE: Unsere neue Hundehütte -
vanda - 12.12.19
Ja, Gudrune, im Vergleich zu den Katzen und dem früheren Hund, die ich alle meilenweit zum Tierarzt für die letzte Spritze fahren musste und die wohl alle Schmerzen hatten (Hund Verletzung der Wirbelsäule, Kater 1 angefahren, Kater 2 Nierenversagen)
war das Zuhause- und Schnellsterben immer noch die aus menschlicher Sicht bessere Variante, klar. Aber wir können halt nicht reinschauen in die Geschöpfe, keiner weiß, wie es sich anfühlt, wenn das Herz plötzlich aufhört und man auf den harten Boden aufschlägt, da ist sicher Angst im Spiel und Schmerz und Panik, und das bringe ich eben alles nicht in Verbindung mit der Vokabel "Geschenk", auch wenn ich weiß, wie es von Euch gemeint ist.
Bei unseren zwei Katern war es ähnlich wie bei Deinen, der eine war nach all dem Rumgefahre und Einholen von mehreren Meinungen bzgl. Op-Chancen immer noch zugewandt und wollte trotz gequetschter Organe gehalten und gestreichelt werden, der andere hat sich am letzten Tag unter dem Sofa verschanzt und wollte weder angefasst noch im Garten zu seinen Lieblingsplätzen getragen werden, wie die Wochen davor.
Der Gedanke an deren Quälerei bis zum Tod versetzt mir auch heute noch einen Stich, während ich beim Gedanken an die uralte, scheue Hofkatze, die wir mitübernommen haben, immer ein Lächeln im Gesicht habe, weil sie nach 10 versteckten Jahren im Stadel kurz vor ihrem Ableben beschlossen hatte, einfach mal mutig zu sein und zu den bisher gefürchteten Hunden ins Haus vor den warmen Ofen zu marschieren, wo sie dann nach 2 Wochen Wärme und Betüddeln ganz friedlich vor dem Ofen eingeschlafen ist. Das Bild hatte etwas so Friedvolles und Tröstliches.
Das hatte der Zusammenbruch des Hundes absolut nicht.
Ach Inse, danke für das Bild, dieser Blick ist einfach herzerwärmend. Das haben sie alle so gut drauf, und das ist es auch, was dann schmerzlich fehlt.