RE: Vogelgschichten -
Lilli - 23.01.15
Das Rotkehlchen wieder. Gestern fand ich noch ein paar Frostkeimer-Samen, also bei den Nachtfrösten schnell in die Erde damit. Und wer kam sofort dazu? Klar doch, aber diesmal nicht gar so fordernd, sondern mit eher dezenten Tönen. Dass ich jetzt richtig ans Jäten gehe, das hat es wohl selber nicht geglaubt.
Aus Sorge, dass es mir gleich die Samen wieder aus der Erde holt, habe ich zur Ablenkung noch an anderer Stelle ein bisschen rumgewühlt. Da wurde’s neugierig und hat sich gleich auf den Boden daneben gesetzt. Jetzt hätte ich Brennesseln rausziehen können, die bringen vogelmäßig so richtig was, aber ich hatte keine Handschuhe dabei, also hab ich ein bisschen Gundermann gezupft. Aber das war wohl zu wenig, da flog es wieder weg – um nachher hoffentlich dort und nicht bei den Samen genauer nachzusehen.
Es ist richtig neugierig. Im Bad hatte ich beim Umbau die Badewanne so gestellt, dass der Blick beim Baden auf den Birnbaum direkt vor dem Fenster geht. Vom Klo aus seh ich ihn aber auch, und oft auch Vögel, nur gehe ich nie mit Kamera auf’s Klo oder in die Badewanne. Heute habe nicht ich von dort aus, sondern ich wurde beobachtet. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass das Rotkehlchen auf einem Ast direkt am Fenster saß und hereinlinste. Erst als ich den Kopf zu ihm gedreht habe, flog es weg. Genau wie Katzen, die sofort in die Luft starren, wenn man sie beim Beobachten ertappt hat, oder die Kühe.
Ich habe die Vogelwelt aber auch etwas vernachlässigt, weil ich dauernd die Gänse auf den Weiden absuche. Denn ich vermisse die Weißwangengänse. Sie waren immer mit den Kanadagänsen unterwegs, spätestens im Januar sind sie auf den Wiesen um’s Haus aufgetaucht, diesmal nicht.
Die Kanadas sind unter sich
oder es haben sich ein paar Grau- Bläss- oder Nilgänse daruntergemischt.
Auf Seite 10 und 11 hatte ich sie noch gezeigt, aber auch letztes Jahr waren sie noch da.
Schade.
Liebe Grüße, Lilli
RE: Vogelgschichten -
Lilli - 25.01.15
Vor ein paar Tagen gab es ein Riesenspektakel draußen, mitten am Tag. Es hat so gelärmt, weil ich’s Fenster auf hatte, und weil es das sonst nur morgens und abends gibt. Dann fliegen die Blässgänse vom Übernachtungsquartier bei uns am Fluss irgendwohin in südlicher Richtung und abends zurück, immer über unser Haus. Vielleicht waren sie am Tagesplatz aufgestört worden.
Zwischen den Fotos liegen immer Abstände, es sind also immer neue Gänse – und längst nicht alle.
Als sie nahe am Haus auf der Weide anlandeten, sah ich nicht nur Blässgänse, obwohl deren Zwitschern das Hauptgeräusch war. Leider konnte ich nur diesen Zufalls-Foto-Ausschnitt machen, weil GG draußen vorbeiging und sie daraufhin weiterrauschten zum Fluss. Ich vermute mal, es sind Saatgänse dabei, evtl. auch junge Blässgänse.
Saatgänse hatten wir früher nie. Erst im letzten Jahr hatte ich 1 oder 2 unbekannte gesehen, die ich für Mischlinge gehalten hatte, weil’s die immer mal gibt. Das könnten auch Saatgänse gewesen sein, da muss ich noch mal genauer nachschauen.
Ich hatte mal kurz gegugelt und stieß dabei auf einen Zeitungsausschnitt vom Herbst, dass die Bläss- und auch Saatgänse in Kranenburg eingetroffen seien. Kranenburg ist das viel größere niederrheinische Gänseüberwinterungsgebiet als bei uns. Dort kümmern sich Ornithologen darum, hier muss ich alles allein herausfinden. Aber anscheinend haben die Saatgänse inzwischen den Niederrhein entdeckt.
Liebe Grüße, Lilli
RE: Vogelgschichten -
Lilli - 30.01.15
Die Geschichte oben von Herrn und Frau Buntspecht war offenbar falsch. Denn kürzlich besetzten beide die beiden Knödel. Dann kam ein dritter angeflogen ...
Es war also nicht Herr Buntspecht erst doof, dann schlau, sondern der eine war doof, der andere schlau. Und es war nicht je nach Laune, ob er scheu war oder nicht, sondern der eine war scheu und dieser hier gar nicht. Wahrscheinlich war er’s auch, der heute kurzerhand das Knödelnetz zerfetzt hat, damit das Fressen schneller geht.
Was is?! Darf ich das auch schon wieder nicht? Wo doch der Knödel am Boden liegt und Krümel vom Boden, wo kämen wir als Specht da hin!
Okay, für’s Foto darf ich also, dann mal los.
Für Fotos darf man hier ja alles, nur keine Erbsen aus dem Boden holen, aber das war ich nicht.
Nicht jede Vogelsprache verstehe ich, aber diesen Blick schon:
Was machst du da dauernd am Fenster, das nervt. Die Singdrossel sitzt jeden Tag im Garten zwischen den Maulwurfshügeln und ist mal genervt von mir, muss dann gleich ein Stück weiter hüpfen, und mal vom Rotkehlchen, das immer wieder im und unter’m Holunder Patrouille fliegt.
Überhaupt war zwischen den Graupelschauern wieder viel action. Viele Buchfinken hüpften im Kies zwischen den Blumen, da gibt’s endlos viele Samen. Im Garten Meisen über Meisen, am Boden, an Stauden, in Büschen und Bäumen, überall versteckt sich noch Nahrung. Der Balkon ist nur eine angenehme Abwechslung, die sie nicht brauchen, auf die sie aber keinesfalls verzichten wollen. Es hämmerte der Grünspecht diesmal nicht in die Erde, sondern in die Pappel und auf der Weide hackte eine einsame Krähe in die Wiese.
Im Birnbaum tauchte der Kleiber auf. Er holt sich dort auch oft sein Fressen, aber diesmal brachte er es mit, eine Erdnuss vom Balkon. Und lüftete damit ein Geheimnis, nämlich was er mit 2 Nüssen oder Kernen im Schnabel anstellt, die er manchmal gleichzeitig abtransportiert. Bisher sahen wir ihn mit seiner Beute nur durch die Allee fliegen, immer zum gleichen Platz. Dieser heute hatte nur eine Nuss, aber er zeigte, wie’s geht. Er klemmte sie fest an einem Rindenstück und pickte dann drauf los. Das geht natürlich auch mit zweien.
Vorher hatte ich nur beim Eichelhäher beobachtet, wie er sich den Schnabel voll stopft. Beobachten konnte ich’s nie, weiß aber, dass er seine Beute vergräbt. Der Kleiber frisst sie also gleich auf.
Leider ging kein Foto, weil er wie auch der Grünspecht direkt am Fenster war. Hätte ich’s geöffnet, wären sie weg gewesen. Durch’s geschlossene Fenster geht’s notfalls mal an der Balkontür. Dort hatten wir die Scheiben neu eingesetzt, aber die von allen Fenstern sind alt und uneben. Das sieht man nur an den Fotos, das gibt gewellte Vögel. Wenn ich vermute, dass gleich Besuch kommt, mache ich’s schon vorher auf. Aber Kleiber und Grünspecht waren Überraschungsbesucher.
Plötzlich gab’s ein Massen-Gezwitscher, die Stare waren in der Gartenpappel. Die ist so hoch und die Stare gern ganz oben, da kann ich’s Fenster öffnen. Auch um’s Gezwitscher zu genießen. Noch ist es ein Genuss, der Schwarm ist noch klein. Wenn der Massenschwarm kommt, die Bäume rings um’s Haus schwarz sind von Staren, dann kann das richtig in Lärm ausarten.
Plötzlich wurden meine Beobachtungen wieder jäh gestoppt durch ein Flattern direkt vor meiner Nase – Meisen-Balkonfutter war fällig und das Knödelnetz zerfetzt.
Nach dem Auffüllen war die action wieder auf den Balkon verlagert und ich hörte in der Nähe nur noch eine Elster. Davon gibt’s hier nicht viele und ich hab nichts gegen sie. Im Gegenteil, denn sie bauen die nester, die im Jahr drauf der Turmfalke benutzt.
Liebe Grüße, Lilli
RE: Vogelgschichten -
gelala - 30.01.15
Seit ich hilflos zuschauen musste, wie die Elstern die jungen Bachstelzen und die jungen Schwalben genüsslich hervorgezerrt und weggeschleppt und dann sicher gefressen haben, mag ich sie gar nicht mehr.
Sie nehmen hier schon sehr Überhand und seitdem sind auch nicht mehr so viele Vögel zum Brüten in den Gärten.
gelala
RE: Vogelgschichten - Märzhase - 30.01.15
Liebe gelala, ich kann verstehen, dass dich das Töten der Jungvögel mitgenommen hat
so geht es mir immer, wenn mir Bekannte erzählen, dass ihr Haustiger wieder mal eine Meise abgefangen und "zerspielt" hat.
Bitte nimm es mir nicht übel, aber Elstern liegen mir sehr am Herzen, auch weil sie so unverstanden sind (Kormorane und Krähen ebenso übrigens, und seit wir Raben hier haben, bin ich richtig glücklich, die sind selten, nehmen aber langsam wieder zu)
Ich muss
daher eine Lanze für die Elster brechen, sie gehört nämlich mit zu den intelligentesten Vögeln: es ist eher der urbanisierte Lebensraum, der den Kleinvögeln zu schaffen macht, aber den Elstern und Krähen einen gedeckten Tisch bietet (Müllhalden, Abfälle, offene Komposthaufen, Parks).
Mag sein, dass die Rabenvögel mit eine Rolle spielen am örtlichen Kleinvogelbestand, also z.B. eben in deinem Umfeld; aber an der gesamten Kleinvogelmisere ist eher der Mensch schuld, der die Lebensräume aller Tiere so sehr beeinflusst, dass diese ausweichen müssen, in unsere Gärten und Parks, wo wir das Fressen und Gefressen werden natürlich viel eher mitbekommen als in der freien, unbeobachteten Natur.
Und die Elstern folgten uns in die Städte und Gärten, denn wir haben auch ihren eigentlichen Lebensraum zerstört.
Natürlich musst du die Elster weiterhin nicht mögen; ich wollte nur die Gegenseite beleuchten. Nix für ungut
Lilli, hab deine Geschichte gerade sehr gern gelesen, habe ein paar "meiner" Vögel wiedererkannt. Bei uns an der Fütterung ist der Kleiber der Boss, und der Buntspecht ist das ängstlichste Tier, das ich kenne
So groß und doch so schüchtern, genau wie die Bussarde
Edit: Rechtschreibfehler ausgebessert
RE: Vogelgschichten -
gelala - 30.01.15
Ich nehme das absolut nicht übel. Jeder hat seine Meinung und die Vogelbedingungen und Anzahl der Arten sind ja auch unterschiedlich.
Ich finde Elstern auch sehr hübsch, ebenso die Rabenvögel mit dem schwarzen schillernden Gefieder. Aber hier sind in diesem Jahr so viele davon, ebenfalls Dohlen und da bin ich halt traurig, wenn die kleinen dadurch verschreckt werden.
Sie sind ja wohl hauptsächlich zum Überwintern bei uns und dadurch, dass hier so gut wie kein Frost und Schnee ist, sind die Bedingungen sicherlich optimal. Auch, dass die ausgelegten Äpfel eigentlich für die Amseln gedacht sind und nun geräubert werden. Aber ich habe genug davon, es reicht für alle.
Die Bachstelze hat nie wieder bei uns unterm Dach gebrütet.
Sperlinge soll es ja auch sehr wenige geben, aber bei uns sind es immer ungefähr bis 30, die auf der Hecke sitzen und aufs Futter warten.
gelala
RE: Vogelgschichten -
Lilli - 01.02.15
(30.01.15, 11:55)Märzhase schrieb: an der gesamten Kleinvogelmisere ist eher der Mensch schuld, der die Lebensräume aller Tiere so sehr beeinflusst, dass diese ausweichen müssen
Fast so ähnlich hatte ich das vor langer Zeit mal geschrieben und ich unterschreibe's immer noch. Ich finde's aber auch normal, dass wir hier mehr, dort weniger Sympathien hegen. Auch Tieren, die ich nicht "mag", gestehe ich ihr Existenzrecht zu.
Dazu gehören inzwischen auch die Krähen, so sehr ich sie andererseits bewundere. Aber wir hatten hier schon Sommer, in denen die Wiesen ringsrum schwarz waren vor Krähen, dauernd, und wir nur noch Krächzen hörten statt Vogelstimmen. Und dann immer wieder Geschrei und wegfliegende Krähen, die ein Vogeljunges geholt haben. Bei Elstern habe ich's noch nicht erlebt und so irrational verteilt man dann halt seine Sympathien.
Von Turmfalken hab ich's auch schon mal erlebt, aber gleich verdrängt, weil ich sie einfach mag. Sie werden oft von den Krähen verjagt und iich bin froh, wenn wieder welche zurückfinden.
Im Prinzip mag ich die ganze Vielfalt hier, aber halt nur im Prinzip
.
Liebe Grüße, Lilli
RE: Vogelgschichten -
gelala - 01.02.15
Lilli, so sehe ich es ja auch.
Mein Herz hängt halt mehr an den Kleinen und die brütende Bachstelze hat mich so glücklich gemacht, denn hier gibt es nicht viele, sie ist einfach possierlich und sie erinnerte mich an ein wunderschönes Buch aus meiner Kindheit, das ich einmal lesen durfte.
gelala
RE: Vogelgschichten -
lavandula - 01.02.15
(01.02.15, 09:49)gelala schrieb: sie erinnerte mich an ein wunderschönes Buch aus meiner Kindheit, das ich einmal lesen durfte.
gelala
So habe ich auch Bachstelzen kennengelernt: die Ilse Blitzgeschwind im Bärenbuch.
Übrigens: heute morgen waren mindestens 11 Amseln in den Futterstellen und im Baum. Doppelt gezählt.
Und schon länger beobachtet, die Weibchen sind viel aggressiver! als die Hähne.
RE: Vogelgschichten -
Erdling - 01.02.15
Ja, was Lilli schreibt, sehe ich auch so. Ich mag die lauten Schreihälse auch nicht, aber bin fasziniert wie schlau und geschickt sie sich allein oder in der Gruppe verhalten. Und wirklich sauer bin ich über die Elstern, wenn sie die Nester plündern und ich nichts machen kann( außer Händeklatschen) und sie mich auch noch laut beschimpfen. Oder wenn sie auf den Bäumen direkt am Haus, zu unchristlich frühen
Stunden im Sommer, die Katzen beschimpfen, wenn alle Fenster offen sind.
Aber sie sehen soooo schön aus....
Lilli, deine Bilder sind so klasse, danke dafür.