Kraut und Rosen
Pflasterritzenvegetation - aber welche? Erl. - Druckversion

+- Kraut und Rosen (https://www.kraut-rosen.de)
+-- Forum: Kraut und Rosen (https://www.kraut-rosen.de/Forum-Kraut-und-Rosen)
+--- Forum: Naturgarten (https://www.kraut-rosen.de/Forum-Naturgarten)
+---- Forum: Was ist das denn? (https://www.kraut-rosen.de/Forum-Was-ist-das-denn)
+---- Thema: Pflasterritzenvegetation - aber welche? Erl. (/Thread-Pflasterritzenvegetation-aber-welche-Erl)

Seiten: 1 2 3


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - vanda - 24.11.15

(24.11.15, 11:09)Naturgärtner schrieb:  Aber gibt es Hinweise, dass Neophyten einheimische Pflanzen bedrohen? Ich denke Drüsiges Springkraut, Sachalinknöterich, Ambrosie oder Riesen-Bärenklau werden eher dem Menschen lästig oder gefährlich.
Natur war immer dynamisch. Sie auf einem status quo stabilisieren zu wollen, wird letztendlich auch vergeblich sein.

Ich stimme in allem mit Euch überein bzgl. der fortwährenden Dynamik der Natur etc., aber drei der von Dir genannten Pflanzen sind tatsächlich für heimische Pflanzengemeinschaften gefährlich (und kaum für den Menschen), nämlich Drüsiges Springkraut, der Knöterich und der Riesenbärenklau. Alle haben nämlich eines gemeinsam: sie sind sehr groß- und schnellwüchsig und bilden rasant dichte Reinbestände, die sämtliche andere Vegetation langfristig überwachsen und ersticken. Konnte ich hier die letzten Jahre persönlich an einem Bach beobachten. Innerhalb von 5 bis 6 Jahren ist dort das drüsige Springkraut eingewandert, inzwischen ist der ganze Bachlauf dicht von den 2m hohen Pflanzen zugewachsen, die heimische Ufervegetation und die Hochstaudenfluren verschwinden nach und nach, weil es vom Juni bis zum Frost kein Licht mehr für sie gibt. Auch wenn das Springkraut nach dem Frost zusammenfällt, bildet es allein durch die schiere Masse eine dicke pampige Schicht, durch die im Frühling weder Buschwindröschen noch z.B. gegenblättriges Milzkraut auf Dauer durchkommen.
Aber etwas dagegen zu unternehmen ist bei der rasanten Ausbreitung natürlich extrem schwer.




RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - Brennnessel - 24.11.15

Hallo Vanda,
auf der Wiese meiner Mutter ist das drüsige Springkraut kein Problem, es breitet sich kaum noch aus, ist rückläufig.
Ich kann allerdings keine Gründe dafür feststellen. Vielleicht doch nicht der richtige Standort (zum Glück) Zur Zeit siedelt es sich eher am Waldrand, der Kyrillflächen an,. davon haben dann Bienen und Insekten etwas,.
Gruß Birgit


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - Unkrautaufesserin - 24.11.15

Allerdings erdrückt es auf Waldlichtungen die jungen Bäume.
Deshalb gbt es in Sachsen Kooperationsprojekte mit Schulen: junge Menschen helfen jungen Bäumen. Da gehen dann im Juli und im September noch mal Schulkinder auf "ihre" Lichtung und brechen dort das Springkraut um. So kommt wieder Licht an die jungen Bäume, und in 2 Jahren sind sie dann aus dem Gröbsten raus :tongue1:

Liebe Grüße, Mechthild


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - Ildiko - 25.11.15

Wolfgang du hast natürlich recht, mit der Jahreszahl wollte ich euch nur ein wenig provozieren. :whistling:
Die Abgrenzung Neophyten und Archäophyten ist durch diese Zahl und der Einfuhr vieler gebietsfremder Arten, klar getrennt. Schwieriger wird es dann schon bei der Abgrenzung von Archäophyten und indigenen Arten, da gibt es nur schwammige Definitionen. Es ist also nicht klar geregelt, ab wann sich ein Einwanderer indigen nennen darf. :noidea:

Erdgeschichtlich betrachtet, ist die Verteilung von Arten in den Ökosystemen immer in Bewegung. Einige werden verdrängt, andere setzen sich durch, eine echte Klimaxgesellschaft (Endentwicklungsstadium von Pflanzengesellschaften) gibt es nicht, da die Umweltbedingungen immer nur eine Zeit lang stabil bleiben, wie wir auch momentan wieder erfahren dürfen. Dadurch wird es einigen Neophyten ermöglicht sich stärker als in ihrem Ursprungsland zu vermehren. Allerdings sind das nicht viele, denn von 1000 neophytischen Arten (beabsichtigter oder unbeabsichtigter Einführung) etablieren sich im Durchschnitt 100 Arten als unbeständige Ephemerophyten (unstabile Population) und verschwinden wieder. In ca. zehn Fällen kommt es zu einer Einnischung (Besetzung einer ökologischen Nische), die Art etabliert sich in die städtische Flora und wird meist als Bereicherung der Stadtflora betrachtet. Ein Beispiel stellt das Schneeglöckchen Galanthus nivalis dar, welches nicht im gesamten Gebiet Deutschlands heimisch ist.
Nur eine dieser zehn Arten erweist sich als ökologisch problematisch wie im Fall des Japanischen Staudenknöterichs, Fallopia japonica.
Also wird von 1000 Neophyten nur eine zum Problemfall.

Diese invasiven Neophyten verdrängen nicht nur heimische Pflanzen, sondern wirken sich oft negativ auf das gesamte Habitat aus, indem sie es soweit verändern, sodass sich Indigene nicht mehr ansiedeln können. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Insekten, Amphibien und restliche Tierwelt aus. Langfristig würde sich das sicher einpendeln aber es reduziert für eine Zeitlang die Biodiversität und da aber die Erhaltung dieser im Vordergrund steht (wichtige Ressource), sollte bei einigen Arten in die Verbreitung eingegriffen werden. Wobei ich sagen muss, dass ich nur bedingt dafür bin ganze Bestände auszurotten und lieber die natürliche Sukzession beobachten würde.

Es gibt da vom BfN eine interessante Aktions- und Managementliste von 2013. Dort steht übrigens die Lagarosiphon major (Wechselblatt-Wasserpest) noch in der Aktionsliste, dagegen Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Staudenknöterich (Fallopia japonica) nur auf der Managementliste mit begrenztem Handlungsbedarf. Springkraut (Impatiens glandulifera) aber wird nur auf der potentiell invasiven Liste geführt. Der Sommerflieder (Budleya) stand vor ca 5 Jahren noch auf der Invasivliste und ist nun nach unten auf die potentiell Invasivliste gerutscht.

Die Natur ist also in Bewegung und die Listen auch. tongue

Mechthild bei uns gibt es Biotoppatenschaften für z.B. Heiden. Die Kids gehen dann im Herbst auf ihre Heide und reißen die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) raus, die momentan in und um Augsburg dazu neigt dichte Bestände zu bilden und die seltenen Heidepflanzen verdrängt. :thumbup:


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - Unkrautaufesserin - 25.11.15

Ich finde es toll, wenn Kinder dazu mobilisiert werden, etwas für die Umwelt zu tun. Manche dieser Kids (auch der auf dem Dorf aufwachsenden :head: ) kommen sonst nie auf eine Waldlichtung. Die wissen gar nicht, was da hingehört und was nicht...:noidea: Bei der letzten Aktion war ich dabei, da kam tatsächlich ein Mädchen zu mir und fragte, was das für Beeren wären. Es waren Himbeeren, und sie war sehr erleichtert, denn sie hatte gesehen, daß meine Kinder die aßen... man darf doch nicht Beeren in der Natur einfach so essen :w00t:

Liebe Grüße, Mechthild


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - paradoxa - 26.11.15

Wir als Kinder "durften" früher auch etwas für die Umwelt tun. Klassenweise wurden wir zum Kartoffekäfer-Absammeln eingeteilt. Eine weniger schmackhafte Angelegenheitsmile

LG
paradoxa


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - Eva - 16.02.16

Ich halte das erste für den Vogelknöterich. Der Standort könnte auch stimmen, bei mir wuchert der aus jeder Pflasterritze.

L.G. Eva



RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? - Ildiko - 18.02.16

Ja, du hast recht. Der Rote ist ein Vogelknöterich, der wohl aufgrund der Extrembedingungen in der Ritze eine rote Farbe angenommen hat.
Das andere meint mein Kollege, wäre wohl auch einer.


RE: Pflasterritzenvegetation - aber welche? Erl. - Eva - 18.02.16

Ich meinte die grüne Pflanze am ersten Foto! Das daneben, halte ich für Portulak.
Bei der roten Pflanze am zweiten Foto weiß ich nicht, wo ich die hintun soll. Sie kommt mir so bekannt vor!

Diese Pflasterritzenvegetation ist oft eine Freude für die Vogelwelt. Da geht´s manchmal richtig zu, da sitzen Scharen von Spatzen auf unserer Einfahrt und picken. Scheinbar kann man darin Mücken o.ä. finden.