RE: Vogelgschichten -
Gudrun - 12.11.11
(18.09.11, 12:26)susima schrieb: Denkste!
Dohle hat nur ihre Kumpels geholt
... eure Dohlengeschichten sind mir im September glatt entgangen, dafür haben sie mich jetzt froh und gleichzeitig traurig gemacht, weil hier in unserem 20 000 Seelennest den Dohlen ihr angestammtes Revier genommen wurde. Sie lebten in ein paar kopfbeschnittenen Bäumen mitten im "Zentrum" und gehörten wunderbar zum Einkaufen dazu.
Aber die Stadtverordneten gaben nicht Ruhe, bis alles betoniert, im neuen Backstein-Look erneuert, vernullachtfünfzehnt war. Dazu mussten die Bäume natürlich weg, jeglicher Wildwuchs durch Geranien in Waschbetonringen ersetzt werden ... Wo die Dohlen jetzt sind?
Dabei hatte ich ihnen während der Bauarbeiten angeboten, zu mir zu ziehen.
Irgendwie müssen wir uns missverstanden haben
Vielleicht liegt's daran, dass meine Bäume keinen Radikalschnitt kriegen ... muss mal ecosia' n wo Dohlen gern wohnen
LG Gudrun
RE: Vogelgschichten -
Lilli - 17.11.11
(12.11.11, 18:03)Gudrun schrieb: muss mal ecosia' n wo Dohlen gern wohnen
Hier, Gudrun, Deine Dohlen sind wohl alle hier dieses Jahr. Obwohl, mehr Raben als Dohlen. Es war ein Raben-Rekordjahr.
Leider waren denen auch manche Jungvögel zum Opfer gefallen und der Vogel-Kindergarten hat sich bald verteilt. Morgens bin ich nur mit Gekrächze aufgewacht, die Wiesen oder der Himmel immer schwarz und die Sonne ging mit Gekrächze unter.
Endlich, es war wohl August oder September, war die Riesenschar verschwunden – und die Kleinvögel wieder da. Mittlerweile fliegen sie zwar wieder, aber sie schwärzen nicht mehr komplett die Wiesen und den Himmel ein.
Am augenfälligsten ist grad, wie oft im Herbst, das Rotkehlchen. Manchmal denke ich fast, es lauert mir auf. So wie im Sommer die Bachstelzen, fordert mich jetzt das Rotkehlchen zum Jäten auf. Oder zum Laubharken, das ist auch okay. Eins fliegt mir manchmal regelrecht hinterher, vom Kiesplatz zum Garten und wieder zum Kiesplatz.
Was aber auch recht ergiebig war, war das Mähen. Da möchte man meinen, dass der Traktorlärm es vertreibt, aber er hat es herbeigelockt.
Meistens hat es mich begleitet, vielleicht waren’s auch immer andere, die herbeigeflogen kamen. Ob es sich dann gleich hinter dem Mähwerk niedergelassen hat, weiß ich nicht, ich muss ja nach vorn schauen. Manchmal bin ich direkt drauf zugefahren, als es aufgeregt zur Brombeerhecke geflogen kam. Erst unmittelbar vor der Hecke bin ich abgebogen und erst da schlüpfte es kurz hinein, um sofort wieder daraus hervorzulugen. Der Höllenlärm jedenfalls stört es kein bisschen.
Leider kann ich nicht mit Kamera im Anschlag mähen und auch das Jäten nicht lang unterbrechen, weil’s immer schneller dunkler wird, als ich denke. Einmal aber kurz in die Sonne gesetzt, hatte ich gleich wieder Begleitung. Pause? Mach hinne, es wird bald dunkel. Der Mahnung, in schrägen Tönen vorgetragen, zum Trotz, hab ich die Kamera geholt, es flog mit auf in der Erwartung, dass ich wieder Futter freilege, und kam wieder zurück, als ich mit Kamera zurückkehrte und fing wieder an, zu zetern. Von so einem lieblichen Vogel würde man ja einen ebenso lieblichen Gesang erwarten, aber dann immer dieses schräge Gezeter.
Heute morgen aber, da hat es nicht auf mich gewartet bzw. auf meine Arbeit. Ich war auch drinnen, als das Rotkehlchen um die offene Balkontür schwirrte. Das ist jetzt aber aufdringlich, dachte ich, aber es war’s gar nicht, es war Eigeninitiative bei der Futtersuche. Es flog gegen die Balkontür, aber gezielt, nicht blind gegen die Scheibe. Bis mir die Fliegen einfielen, die immer noch fliegen, bzw. sich an die Fenster setzen, um in Scharen hereinzukommen, sobald eins offen ist. Also schnell die Balkontür zu, ich musste sowieso weg und für’s Rotkehlchen war ja gesorgt.
Liebe Grüße, Lilli
RE: Vogelgschichten -
gelala - 17.11.11
Bei uns gibt es im Sommer nur ganz vereinzelt Nebelkrähen, aber im Herbst fliegen massenhaft die wunderschönen schwarzen Krähen ein und die bringen dann auch die Dohlen mit. Die Krähen haben am Sportplatz usw. immer richtig angestammte Schlafbäume.
Mir ist, als hätte ich mal gelesen, daß diese Krähenart über Sommer in Russland ist und nur vom Herbst bis zum Frühjahr bei uns sein soll. Das würde auch meinen Beobachtungen entsprechen.
gelala
RE: Vogelgschichten - Bluetenzauber - 20.11.11
Hallo Lilli,
ich habe mit einer unglaublichen Freude deine Vogelgschichten gelesen, na ja, noch längst nicht alles. Es ist soooo interessant, es liest sich wie ein Buch, das man dann nicht mehr beiseite legen möchte.
Sag, wo wohnst du denn am Niederrhein? Ich habe nicht gewußt, daß es bei uns noch eine solche Vogelvielfalt gibt. Und einen Kuckuck habe ich schon ewige Jahre nicht mehr hier gehört, ganz zu schweigen von einer Nachtigall.
Ich bin ja schon froh, wenn ich hier mal einen Kleiber oder eine Heckenbraunelle am Vogelhaus entdecke. Klar, die Meisen sind hier auch gut vertreten und auch die Amseln.
Die Rotkehlchen unterhalten sich auch immer mit mir, wenn ich im Garten werkel. Sie sind dann immer ganz in meiner Nähe und plappern vor sich hin.
In diesem Jahr hatte ein Meisenpäärchen erstmals einen meiner Nistkästen bewohnt. Und auch ein Amselpäärchen hat in der Thuja - Hecke genistet. Da war ich schon König. Aber vielleicht hatte ich in diesem Jahr einfach nur das Glück, daß ich sie entdeckte, da ich lange wegen Krankheit zu Hause war. Unter normalen Bedingungen hätte ich es vielleicht gar nicht wahrgenommen. Und dann konnte ich auch das Treiben der Amseljungen beobachten, die hier im Garten die ersten Flugversuche machten. Nur die jungen Meisen haben sich schon ganz früh am Morgen aus dem Staub gemacht. Eines Morgens war der Nistkasten verwaist und die Jungen flügge. Ich habe sie nicht mehr gesehen.
Aber was es bei dir so alles zu bestaunen gibt, ist ja Wahnsinn.
Ja, die Störche haben in unserer Gegend kräftig zugelegt. Ich hoffe, daß es auch so bleibt bzw. sie sich wieder weiter hier vermehren.
RE: Vogelgschichten -
CarpeDiem - 20.11.11
Mein Rotkehlchen unterhält sich nicht mit mir
Da habt ihr aber nette Rotkehlchen bei euch....
Ich habe gestern die erste Futterstation aufgehängt.
Bisher ist die erst von Meisen und Buchfinken entdeckt worden...
RE: Vogelgschichten - Brigitte - 20.11.11
......
RE: Vogelgschichten - Yarrow - 21.11.11
(17.11.11, 05:07)Lilli schrieb: Obwohl, mehr Raben als Dohlen. Es war ein Raben-Rekordjahr.
Neeeeiiin, das sind Krähen und keine Raben, das weißt du doch! Raben sind große, hochintelligente, ganz besondere Vögel, die paarweise leben und sehr alt werden können. In Deutschland sind sie leider äußerst selten geworden. Mit deinen Krähenschwärmen haben sie außer der schwarzen Farbe nichts gemein.
RE: Vogelgschichten -
Lilli - 22.11.11
(21.11.11, 21:33)Yarrow schrieb: Neeeeiiin, das sind Krähen und keine Raben, das weißt du doch!
Ja ich weiß es und habe schon oft geschrieben, dass ich sie ganz und gar falsch Raben nenne, weil ich das schon immer, auch später wider besseres Wissen getan habe und weil sie den Himmel rabenschwarz machen. Ich schreib ja hier keine ornithologischen Abhandlungen, sondern Gschichten. Und doof sind Krähen und Dohlen ja auch nicht.
(20.11.11, 22:55)Bluetenzauber schrieb: ich habe mit einer unglaublichen Freude deine Vogelgschichten gelesen
Danke
.
Zitat:Sag, wo wohnst du denn am Niederrhein? Ich habe nicht gewußt, daß es bei uns noch eine solche Vogelvielfalt gibt.
Ich wohne im Kreis Heinsberg, aber damit hat das wohl nichts zu tun. Als wir hier her kamen, gab‘s wenig Pflanzen, keine Wildnis - und kaum Vögel. Wie hatte ich mich gefreut, als ich endlich mal eine Meise sah und im Herbst, als es den ersten Blättermulch gab, eine Amsel. Das hat sich erst ganz allmählich mit dem Wildwuchs geändert. Kaum zu glauben, wer alles angeflogen kommt, wenn es Futter und Wohnungen gibt. Naturfutter meine ich, füttern tu ich kaum, nur bei strengen Winterbedingungen.
Auch das Rotkehlchen hatte ich in den ersten Jahren schmerzlich vermisst, während ich im alten Garten bei der Herbstmaht immer mit der Sense aufpassen musste, weil konsequent eins neben mir saß. Dafür mussten wohl erst die Bedingungen heranwachsen, das ganze Gebüsch und die vielen Ast- und Reisighaufen.
(20.11.11, 23:40)Brigitte schrieb: Obs auch mit den Ottern gesprochen hat, weiß ich allerdings nicht...
Bestimmt hat es das, es redet immer, wenn‘s was will. Allerdings bei mir erst ab Herbst, vorher hat‘s wohl noch zu tun. Im Sommer seh ich es nicht oft. Vor allem im späteren Herbst sind sie wohl auch mehr auf unsere Futter-Freilegungen angewiesen. Schnell noch mal schlemmen, bevor nur noch die Samen bleiben.
Liebe Grüße, Lilli
RE: Vogelgschichten -
Martin - 22.11.11
(22.11.11, 19:55)Lilli schrieb: Und doof sind Krähen und Dohlen ja auch nicht.
Oh nein, alle Rabenvögel sind sehr intelligent. In meiner Kindheit bekamen wir eine zahme Dohle namens Jakob. Weil die Flügelfedern geschnitten waren, konnte sie nicht fliegen, nur flattern. Wenn man rief: "Jakob, wo bist Du?" antwortete sie sofort: "Daaa!" Wenn man fragte: "Wie heißt Du?" kam die Antwort "Jakob." Leider wuchsen die Federn irgendwann nach und Jakob verschwand eines Tages vermutlich mit Artgenossen. Seit vier Jahrzehnten finde ich die Vorstellung eines Jakob II. sehr verlockend, sehe aber eine Prägung junger Rabenvögel auf den Menschen als unnatürlich. Und nur zu meinem Spaß einen Vogel seinem Umfeld zu entnehmen liegt mir wirklich fern.
Also wird der Traum von einem gefiederten Freund aus der Rabenfamilie bis zu meinem Ende unerfüllt bleiben.
Liebe Grüße,
Martin
RE: Vogelgschichten -
lavandula - 23.11.11
Da will ich doch mein
Jakob-Erlebnis mit einstellen:
Als Kind bekam ich das Buch "Gute Nacht Jakob" von Hans Benz.( Ein Junge in der KAiserzeit bekommt eine junge Dohle, zieht die auf.)
Von da ab wollte ich so unbedingt ein solches Erlebnis haben. Als eines Abends mein Bruder anrief, der den ganzen Tag beim Klettern im Donautal eine alleingelassene junge Dohle beobachtet hatte: wenn Du es riskieren willst, sie zu retten, bringe ich sie Dir vorbei.
Noch nachts kam er kurz an, lieferte die Dohle ab, war wieder weg. Da stand ich mit meinem Jakob: was jetzt anfangen. Das Vögelchen hatte noch keine Federn, sperrte dauernd den Schnabel auf, nahm aber nichts an.
Am nächsten Morgen rief ich gleich beimTierarzt an, der hatte keine Ahnung. Beim Vogelpark sagte man mir nur, Hackfleisch, Mehlwürmer und Obst.
Bis ich auf die Idee kam, das Futter in den Schlund zu stopfen, war der oder die Dohle halb verhungert. Ich nahm einen Mehlwurm, dann Fliegen mit Wattestäbchen auf und stopfte sie in den Schnabel, ziemlich tief runter, dann sperrte er gleich wieder auf. Viel Zeit hatte ich ja nicht mit meinen damals noch kleinen Kindern. So war Jakob einfach immer dabei.
Nach einigen Tagen näherte sich meine Mutter mit dem Finger-mit einem großen Korallenring- dem Schnabel. Irgendwie löste der rote Fleck einen Schluckreflex aus, dann ging es schon einfacher. Irgendwann sprossen die Federn und JAkob lernte selbst zu picken.
Er lernte das Hüpfen, dann nahm ich ihn in den GArten, dort lernte er fliegen, immer höher. Aber auf Zuruf landete er immer sicher auf meiner Schulter. Sobald ich mich entfernte, kreischte er furchtbar. Er landete auf allen Nachbarbalkonen, wenn jemand dasaß, um zu betteln. Besonders gerne tauchte er den Schnabel in Kaffee, trank und verspritzte braune Tropfen. Nicht immer zur Freude der NAchbarn.
Im Auto fuhr er mit auf der Schulter, wartete bis ich wieder zurück war und riss mich dann wütend am Ohr oder an den Haaren. Ich habe schwarze Wuschelhaare. Was das für Kommentare gab, könnt Ihr Euch denken!
Dann kam die "Pubertätszeit" , er wollte abends nicht reinkommen. was bin ich und die Kinder damals am Abend rumgelaufen, von Baum zu Baum durch die Gegend, bis er sich wieder auf meine Schulter setzte.
Ich muss dazusagen, eigentlich sollte er wieder ausgewildert werden. Aber bei uns gibts keine Dohlen. Wir brachten ihn in eine Stadt in die Nähe der Kirche, wo es eine Dohlenkolonie gibt. Er kreischte, andere Dohlen kamen in die Nähe,er flüchtete wieder zu mir. So kam er wieder mit zu uns. Eines Abends war er weg. Alle waren traurig. Nirgends zu finden. Im Nachbarort erzählte nach 4 Wochen jemand beim Bäcker, bei ihnen sei einmal abends ein Vogel ins Wohnzimmer geflattert, sie steckten ihn in einen kleinen Käfig. Aber er kreischte immer so schrecklich! Jemand wusste , dass wir unsern JAKOB suchten. So kam er wieder zu uns.
Zuerst war er tagsüber im Garten bei uns, aber als er sich immer wieder verflog und wir wieder suchen mussten, kam er ins Haus.
Da lebte er im Kinderzimmer, hatte eine Höhle auf dem Schrank, in die er alles Erreichbare versteckte. Mindestens einmal am Tag wollte er den Wasserhahn geöffnet haben um zu baden, das heisst, alles zu verspritzen. Am liebsten saß er aber bei mir auf der Schulter, wenn er nicht beleidigt war.
Mit im Haus waren auch Hund und katzen, die einen Heidenrespekt vor ihm hatten,weil eroft kreischend runterstürzte und ihnen Rückenhaare ausriss.
Reden konnte er anfangs auch, er imitierte, wie ich ihn und die Kinder rief und auch einiges andere, später redete er nicht mehr.
So lebte er bei uns 25 Jahre, hatte schon sehr viele weisse Federn- wusstet Ihr, dass alte Vögel auch weiss werden?- bis er starb.
So, das war diesmal eine andere Vogelgeschichte, ziemlich lang, aber Jakob soll doch nochmal Freude machen. Das ist doch das, was Du, Martin, Dir auch gewünscht hättest, oder?
Die Bilder sind hoffentlich erkennbar, aber die alten Dias sind nicht mehr besser.