RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 02.12.18
Melly schrieb:
"Dodo: Ich glaube, er ist jetzt bei Dir angekommen und lotet seine Grenzen aus. Meine Dackeltrainerin hat mir immer wieder eingebläut, wenn der Dackel abhaut - und das tut er garantiert im Gelände, rufen, warten; wenn er wiederkommt, keine Reaktion, egal wie wütend ich auch sei. Stumm anleinen und nach Hause gehen, keinerlei Kommentar außer den bekannten Kommandos wie "Fuß, Sitz, Auf". Er bekommt keinerlei Aufmerksamkeit..."
Stimmt. Allerdings hat er ein massives Defizit bzgl. "schlechtes Gewissen": er durfte bei Herrchen ja sehr viel mehr als bei mir. Deshalb will ich erst mal sicher gehen, dass er begreift, warum ich sauer bin. Beim nächsten Mal kann ich dann schweigend so vorgehen: dann fällt der Groschen hoffentlich schneller. Was die Kommandos anlangt: "Sitz!" ist das einzige, was bislang bei ihm angekommen ist. Es hat eine Art Bettelstatus: er macht "Sitz" und erwartet, dass er dafür was bekommt: vor Kiruna "Sitz!" heißt: "Bitte lass mich durch." Vor mir "Sitz!" heißt: "Ich hab Hunger und möchte ein Leckerli." Furchtbar, dass Frauchen das irgendwie überhaupt nicht kapiert. Menschen sind ja sowas von begriffsstutzig! Tzzz.
"Fuß!" auf Befehl reagiert er überhaupt nicht, zerrt nur wie verrückt an der Leine - ausdauernd. Dass er bei schlechtem Gewissen freiwillig "Fuß!" macht, kann (!) ein Relikt aus seiner ungarischen Erziehung sein, hieß dort aber anders.
Was das Abhauen anlangt: als er neulich mit den Pferden durchgegangen ist, fand ich das nicht tragisch. Aber bei den Schafen war das anders: das war eine ausgewachsene
Hetzjagd - und das geht gar nicht. Der Bock hat sich übrigens tatsächlich gegen ihn gestellt, aber leider ohne Erfolg. Was eine Begegnung mit wehrhaftem Wild anlangt: für ein Wildschwein ist Dodo zu schnell - das bekäme ich dann ab (und würde es vermutlich nicht überleben). Fuchs: Zwergpinscher sind für die Jagd im Bau gezüchtet worden. Das könnte glimpflich ausgehen, jedenfalls käme kein Besitzer zeternd an. Reh: danach muss ich lange warten, die sind auch schnell, können aber hoch springen, was Dodo nicht kann. Der bleibt im Zweifelsfall dann irgendwo in einer Hecke stecken und plärrt - in der Hoffnung, dass ihn jemand befreit. Das Problem lässt sich m.E. nur durch konsequente Erziehung lösen. Das wird dauern. Aber seit seine Schilddrüse wieder normal funktioniert, besteht ja Aussicht auf Erfolg. Vielleicht finde ich jetzt auch irgendwann bald eine/n Hundetrainerin, die/der diese Berufsbezeichnung zu Recht trägt.
In der Gruppe lernt Dodo leichter.
Mein Sohn hat mir übrigens heute Nacht die Knochen verflucht - wegen der unnachgiebigen Versuche, den Hund zu erziehen: der hat die halbe Nacht Affentheater gemacht und uns immer wieder aus den Betten gescheucht. Beim Spätstück (wir sind nach dem nächtlichen Rumor erst um 10:30h wach geworden) hat sich dann alles aufgeklärt: Tigra ist durch die Gegend gegeistert, weil sie Durchfall hatte - und das hat Dodo auf den Plan gerufen. Tigra hat vorgestern ein Wurmmittel bekommen: das kann zu Durchfall führen. Kiruna soll das auch kriegen, aber Sohn hat das nicht sofort gemacht (bei ihm ist sie umgänglicher als bei mir), deshalb steht das bei ihr noch aus. Dodo hat am Donnerstag morgens Blut gespuckt und soll seine Wurmkur erst bekommen, wenn die Diät abgeschlossen ist und der Magen wieder in Ordnung. Jetzt muss ich erst mal zusehen, dass Kiruna ihre Wurmkur bekommt - denn nach Tigras Schweinerei im Bad sträubt sich mein Sohn, ihr das Zeug zu verabreichen, muss aber sein: wir haben definitiv Wurmbefall...
Heute war Dodo mehrfach auf Wanderschaft im Garten - zu Inspektionszwecken immer nur sehr kurz: einerseits stört ihn die fremde Katze, die da rumstreunt, andererseits kann man eigentlich gar nicht rausgehen: es regnet nämlich, genauer: es nieselt. Und: dem nächtlichen Affentheater habe ich zu verdanken, dass ich heute nicht kochen musste: ein ausgiebiges "Spätstück" fast zur Mittagszeit hat das erübrigt. Am Nachmittag gabs dann Trauben-Sahne-Torte aus der späten Traubenernte des netten Nachbarn. Die Trauben waren so süß, dass er sie wegen seiner Diabetes nicht essen durfte - und uns waren sie zu süß zum Rohessen. Superlecker, aber leider auch excellentes Hüftgold...
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte -
Julchen - 02.12.18
Inse, da verwechselst du, glaube ich, etwas: Pinscher/Schnauzer wurden nicht zur Jagd gezüchtet, sondern als Wach- und Hofhunde. Entsprechend ist das Beutetier des Zwergpinschers die Maus, nicht der Fuchs - passt auch besser zur Größe
Normalerweise ist der Jagdtrieb der Pinschlinge daher ganz gut unter Kontrolle zu halten, also es ist nicht so wie mit Jagdterrieren o.ä. ... aber was ist schon "normal"?
Dass die Zwerge zu schnell für die Wildschweine sind, glaube ich auch eher nicht. Wildschweine sind unglaublich flink, man kann sich das gar nicht vorstellen bei der Körpermasse, bis man sie mal in Aktion gesehen hat
Und es sind wilde Tiere, genau wie der Fuchs, dagegen haben unsere Haushunde sowieso so gut wie keine Chance.
Also von daher ist der Plan, Dodo mal eine ganze lange Weile nicht von der Leine zu lassen, schon sehr gut
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 02.12.18
Oh Julchen, da haben wir unterschiedliche Bücher gelesen und einen anderen Wissenshintergrund: in meiner Familie mütterlicherseits gab es über die Jahrhunderte royale, hochrangige Forstmenschen. Da gehörte u.a. die Jagd dazu und zur Jagd die Hunde: vom Dackel bis zum Dobermann war da in fast jeder Größe was vertreten. Meine Mutter wurde als Kleinkind mal von einem Dobermann zur Begrüßung die Treppe runter gewedelt - kurz nach dem ersten Weltkrieg, als wegen des Hungers die Hunde auf vier reduziert worden waren. Die Dackel gingen in Hasen- und Kaninchenbauten und gelegentlich auf den Fuchs. Die Zwergpinscher gingen auf Fuchs und Dachs - im Bau. Eine Ableitung lautete auch, dass die Pinscher auf Rattenjagd spezialisiert werden können. Der Dobermann hat Haus und Hof bewacht/beschützt - vornehmlich gegen Diebe und Einbrecher, aber auch gegen tierische Räuber: Schutz für die Rückepferde, das Hausvieh und das zahme Reh. Aber im Grundsatz ist mir das ehemals züchterische Ziel ziemlich wurscht.
Mein erster Zwergpinscher hat mir in Berlin mal den Schrecken mit einer Wildschweinbegegnung präsentiert. Die Berliner Wildschweine sind ja bekanntlich sehr an den Umgang mit Menschen gewöhnt. Deshalb ging das glimpflich aus. Der Keiler hatte allerdings das Problem, dass der Hund schneller war als er - und der war deutlich langsamer als Dodo (weil herzkrank), ließ sich aber beeindruckend gut abrufen. Da wurde so mancher Jäger neidisch. In dem Fall reagierte der Hund zum Glück auch sofort auf meinen Zuruf und der Keiler machte seinerseits die Biege: der war blitzschnell spurlos verschwunden - aber mir zittern heute noch die Knie, wenn ich dran denke. Dem Hund hatte ich übrigens "Steh!" beigebracht, wenn er im Freien irgendwo anhalten sollte, weil der einen kalten Po oder Bauch auch verabscheute.
Bei Dodo ist mir nach dieser Hetzjagd auf die Schafe jetzt auch ein Verdacht gekommen: seinen Teddy schüttelt er mindestens 50 Mal am Tag tot, die fremden Katzen im Garten geht er in der gleichen Manier an wie vorgestern die Schafe. Es könnte sein, dass sein Herrchen ihn mitgenommen hat zur Kaninchen(?)-Jagd. Das könnte auch erklären, warum Tigra auf ihn so anders reagiert hat als sie sonst auf Hunde reagiert: sie ist ja mit einem Pinscher aufgewachsen: Hund als solcher ist kein Problem für sie, aber Dodo speziell ist für sie ein Problem. Wie dem auch sei: da wartet harte Arbeit auf Dodo und mich...
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte -
Julchen - 03.12.18
(02.12.18, 20:47)Cornelssen schrieb: kurz nach dem ersten Weltkrieg, als wegen des Hungers die Hunde auf vier reduziert worden waren.
[...]
Die Zwergpinscher gingen auf Fuchs und Dachs - im Bau.
Gib's zu, Inse - die wollten auch noch die Zwergpinscher loswerden, um sie nicht durchfüttern zu müssen
(5 kg Zwergpinscher gegen 12 kg Dachs, auweia)
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 03.12.18
... weil das Rehliesel soviel gefressen hat? ... oder wie? Neee...!
Da herrschte natürliche Auslese, es wurde auch keinem Hund was zuleide getan. Aber irgendwann geht nicht nur jedes Hundeleben ganz natürlich zu Ende. Es gab dann eben nur keinen Ersatz, man hatte andere Sorgen: die Männer waren im Krieg, die Frauen mussten alleine zurecht kommen, der Hunger griff um sich und die beiden jüngeren Geschwister meiner Mutter (Zwillinge), starben an Unterernährung kurz nach der Geburt. Das Liesel kam von einem Ausflug in den Wald nicht zurück: es ist wohl gewildert worden, denn sein maßgefertigtes Lederhalsband mit Glocke ist nie wieder aufgetaucht.
Für Dodo gab es heute nach 10 Liter Regen/qm gestern nicht nur einen matschigen Feldweg, sondern auch einen Spaziergang an der Laufleine. Oh Wunder: er kam anstandslos mit der Laufleine zurecht. Keine Selbstfesselung, kein Theater. Für mich war das auch entspannt: hatte mir gestern die Försterleine rausgesucht, vorbereitet und umgehängt. Das ist eine Leine, die an beiden Enden einen Karabinerhaken hat und nach je 1/3 Leine einen Ring. Durch den größeren Ring zieht man den schmaleren Karabinerhaken durch und hängt ihn im anderen Ring ein. Mit dem restlichen Haken sichert man den Hund: so muss er direkt am Mensch angeleint laufen, der Mensch hat aber die Hände frei, weil er sich die lange Schlaufe über den Kopf zieht, den linken Arm durchsteckt und die Schlaufe über der Schulter trägt.
Da Dodo ein bißchen Freiraum haben sollte, habe ich ihn nicht direkt angeleint, sondern eine zweite Schlaufe gemacht: das kurze Ende mit Karabiner in den Ring eingehängt, in dem der andere Karabiner schon eingeklinkt war, aber in diese kleine Schlaufe eingebunden war der Griff der Laufleine (mit Einzugsautomatik). Auf dem Feld durfte Dodo sie ausziehen bis zum Anschlag, an der Straße wurde die Leine eingerollt arettiert. Fertig. War super - Dodo hat es hingenommen: der matschige Weg hat seine Enttäuschung stark gedämpft: also
vorläufig ist alles gut.
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte -
Melly - 03.12.18
Unser Sohn geht mit dem Youngster auch immer mit einer Leine, die er über seine Schulter hängt, das andere Teil trägt der Hund.
Allerdings ist Herrchen aber auch in der Lage, die 40 kg zurückzuhalten, falls sein Vierbeiner mal auf sein Feindbild trifft.
LG
Melly
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 25.12.18
Dieser Hund! Bei meiner Tochter lebt ein 9 Jahre alter Kater, Quito, halb blind und noch sehr um seine kürzlich verstorbene Schwester trauernd. Während der Bescherung wollte er wissen, was da los ist und kam zu uns ins Wohnzimmer, ließ sich auf der Couch nieder und sagte Dodo, als der ihm etwas zu nah zu kommen drohte, ähnlich wie Kiruna, er möge Distanz halten. Dodo warf mir einen Blick zu, ich zeigte neben mich auf die Couch, Hund kam, legte sich hin, Kater legte sich neben sein Frauchen - und das wars erst mal. Kein Gezicke, nichts.
Dann bekam Quito sein abendliches Leckerli. Dazu muss er sich erst hinsetzen, dann hoch schauen zu dem Leckerli - aber sitzen bleiben. Und wenn er drei Sekunden still gesessen hat, bekommt er das Schmankerl. Dodo saß da und bewunderte: "Der macht Sitz!" Dann stand er gemächlich (für seine Verhältnisse) auf, ging zu meiner Tochter - und machte auch "Sitz!"
Nach drei Sekunden - schrecklich lange Zeit - bekam er auch Leckerchen. Der Kater guckte irritiert, war aber sofort zufrieden, als er auch noch was bekam. Dodo schaute zu, drehte um und kam zurück zu mir auf die Couch.
Wäre doch Tigra nur auch bald soweit! Aber sie bessert sich, bangt - zu Recht - um ihre Vormachtstellung und kämpft mit sich und ihren Gefühlen.
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte - Cornelssen - 01.01.19
Das Gewitter der Polenböller ist abgeflaut, fünf Minuten Pause, Mitternacht.
Prassel. Das übliche Geböllere geht richtig los - und Dodo stellt sich breitbeinig in der Küche auf und kläfft aus Leibeskräften gegen den Krach draußen an.
Vorher sah das anders aus: er verkroch sich. Ich stellte das Radio lauter. Nach einer Weile traute er sich aus seiner Höhle, ein heftiger Kanonenschlag war gerade abgefeuert worden. Ich ging mal wieder an die Tür und forderte ihn auf, raus in den Hof zu kommen. Er rannte raus, drehte um - und die Tür zur Küche schloss sich genau vor seiner Nase. "Nu mach schon!" Er sah mich an, trabte in die Beete, suchte sich einen Platz und hob - endlich, endlich - das Bein. Dann knallte es wieder, - aber er konnte nicht stoppen. Es lief und lief und knallte und knallte und irgendwann zuckte er nicht mehr zusammen, sondern stand da und tat, was er tun musste. Ich stand auch da, bewachte die Tür und ließ ihn, als er endlich fertig war, wieder rein. Kommentarlos. Drinnen begann er, mit seinem Lieblingsteddy zu spielen. Der Bann war gebrochen.
Inzwischen knallen auch wieder Polenböller nebenan. Die Feuerwehr wurde zu einem Einsatz gerufen und wir pendeln von Fenster zu Fenster, um zu kontrollieren, ob sich da wieder ein Betrunkener am Haus zu schaffen macht und versucht, einen Böller ins Dach zu schießen. Nicht lustig, aber schon mal passiert. Der Besen steht bereit - zum Rausschlagen des Böllers ebenso wie zum Vertreiben der Zündelheinis.
Bis ca 1/2 3 müssen wir mindestens noch durchhalten, dann dürfte die Gefahr vorbei sein. Bin müde. Wir haben uns ein Schlückchen Jahrgangssekt vom 20. Juli 1983 gegönnt - mit O-Saft. Wenigstens noch etwas Positives in dieser stressigen Nacht. Danach gabs frisch gebackenen Bratwurstkranz
.
Inse
RE: Unsere neue Hundehütte - paradoxa - 01.01.19
Mit unserem Vizsla Aldo ist Silvester fast entspannend. Für die Knallerei hat er nur ein paar Ohrenzuckerer übrig. Er liegt ja auch sicher und geborgen hinter meinem Rücken auf dem Sofa. Ich glaub, der hat in seiner Jugend in Ungarn doch zu einem Jäger gehört:-)
Mit seiner Vorgängerin - der Stiegenglandermischung;-) - war Silvester jedes Silvester eine kleine Katastrophe. Wir dachten immer: jetzt kollabiert sie.
Polenböller gab es hier nicht. Und um 1.00 Uhr war fast Ruhe.
paradoxa
RE: Unsere neue Hundehütte -
Melly - 01.01.19
Wir hatten das erste Jahr den Junghund hier auf Silvester. Die Althündin verkriecht sich ja immer, wenn es losgeht, soweit wie möglich unter den Couchtisch, was etwas schwierig ist ob der Höhe
.
Er sauste wie ein aufgeschrecktes Huhn durchs Haus und hat alles verbellt, bis ihm das wohl irgendwie nicht mehr geheuer war, dass das gar nicht aufhörte. Ab dem Moment hatte ich ihn zwischen den Füßen. Auch eine Stunde später, als ich noch einmal mit ihm draußen war, fand er diese Knallerei, die immer noch gut zu hören war, nicht toll. Er hat in Superzeit auf mein Drängen das Bein gehoben und dann nichts wie rein.
Als wir irgendwann schlafen gingen, hat er entschieden, dass er die Nacht bei uns verbringt, zumindest den ersten Teil. Heute Morgen lag er dann im Flur in seinem Körbchen.
LG
Melly, die hofft, dass ihr Sohn nächsten Silvester nicht arbeiten muss....