Freiwillige Lizenzgebühren - Raphaela - 14.02.13
Bezüglich dieses interessante Themas möchte ich in verschiedenen Gartenforen Meinungen und Vorschläge sammeln und fange mal hier an:
Wie ihr sicher wißt, kostet die Anmeldung (Patentierung) einer neuen Rosenzüchtung ziemlich viel Geld (ungefähr 3000 Euro bei der Erstanmeldung und mehrere hundert bei jeder Verlängerung der Schutzfrist).
Nun gibt es einige private Züchter, die "besondere" Sorten mit hohem Gartenwert züchten, sich diese Investition aber nicht leisten können.
Manchmal haben sie Glück und können die eine oder andere, manchmal auch gleich eine ganze Gruppe von Neuzüchtungen an interessierte Vermehrer verkaufen, indem sie ihnen die Rechte daran gegen einen angemessenen Preis abtreten. Für Herrn Sievers z. B. zeichnet sich m. W. diese Möglichkeit für seine neuen, öfterblühenden Sorten grade ab, was mich sehr für ihn freut :-)
Bei Jürgen Weihrauch hat das erst einmal mit einer Sorte geklappt (Gruß an Oldenburg/Schultheis). Bei seinen anderen Sorten war er zu früh zu freigiebig mit der Verteilung von Pflanzenmaterial. Daher gibt es sie nicht nur bei Schmid (wo er Lizenzen bezahlt bekommt), sondern auch sonst fast überall, auch (teilweise unter anderen Namen) im Ausland.
Eine seiner Züchtungen (Kathrinerl) ist vor Jahren in die USA gelangt, wo sie jemand
unter seinem eigenen Namen angemeldet hat

Das heißt konkret: Würde Jürgen Reiser dieser Sorte (die ihm verloren gegangen ist) nochmal bekommen und wollte sie vermehren, müßte am Ende
er noch
dem, der sie
für sich angemeldet hat, Lizenzgebühren
bezahlen
Dieses Extrem-Beispiel (
http://www.helpmefind.com/gardening/l.php?l=2.39306) zeigt wie UNFAIR das ganze System ist: Der "Erfinder" steckt jahrelang Zeit, Geld und Wissen in die Züchtung und JEDER ANDERE kann von dieser Arbeit profitieren ohne den Erfinder/Züchter am Gewinn zu beteiligen, wenn der Züchter kein Kapital hat, um seine eigene Arbeit patentieren/schützen zu lassen...
Was kann man da tun?
1. Eigene, erfolgversprechende Sorten niemals aus der Hand geben, gegen Reiser-Diebstahl sichern und gaaaaanz lange sparen...
2. Die Rechte daran an eine kapitalkräftige Firma verkaufen - So sich eine findet: Die großen "Industrie"-Rosenschulen (Meilland, Kordes, Tantau, etc) beschäftigen eigene Züchter und kaufen selten Sorten zu. Das klappt natürlich auch nur dann, wenn 1) beachtet wurde.
3. Sich mit anderen zusammentun und eine Art "Kapital-Pool" bilden, um eine Sorte (oder mehrere) mit guten Verkaufsaussichten anzumelden. Nach Art einer Genossenschaft, in der dann später auch der Gewinn ausgeschüttet wird. - Auch schwierig, weil es dafür weitere Investitionen (Werbe-Etat im sechsstelligen Bereich) und sowohl Rosenschul- als auch Versand-Logistik, nicht zuletzt auch Beziehungen braucht...
Nun gibt es einen weiteren Vorschlag: Vermehrer und Händler, die
freiwillig eine
Lizenzgebühr (ab ca. 1 Euro pro Sorte) an den Züchter bezahlen, auch wenn es sich um eine ungeschützte Sorte handelt, bekommen dafür eine Art "Siegel"...Das könnte (im Fall einiger Sorten von Jürgen Weihrauch) z. B. ein Original-Züchter-Etikett sein (er hat noch welche rumliegen ;-)), mit denen diese Pflanzen gekennzeichnet werden. Es könnte aber auch eine ergänzende Anmerkung im Katalog der Rosenschule, des Vermehrers oder Händlers sein, in etwa so:
Wir verkaufen diese Sorte etwas teurer (als unsere Mitbewerber), weil wir dem Züchter XY eine freiwillige Lizenzgebühr überweisen.
- Meine Frage ist nun: Was würdet ihr davon halten? Würdet ihr als eventuelle Kunden diesen Aufpreis bezahlen oder würde er euch vom Kauf abhalten?
RE: Freiwillige Lizenzgebühren -
Rosenduft - 14.02.13
Da kommt von mir ein ganz klares JA!
Das würde ich, absolut.
Es gibt doch auch Rosen, für die aus anderen Gründen mehr verlangt wird, zum Beispiel die Dresdner Frauenkirche, bei der ein Teil des Erlöses, ich glaube auch 1,-€ je Rose an die Frauenkirche ging. Ist jetzt nicht das Gleiche, also warum sollten nicht auch die Züchter unterstützt werden.
Aber glaubst Du, das die Rosenschulen oder auch Rosenhändler das machen?
Jürgen Weihrauchs Rosen gibt es eh viel zu wenig, das ist so schade!
Ich will so gerne die Märchenfee, aber es gibt sie meines Wissens nur bei Schmid...
Das mit der Rose über Amerika ist ja der Hammer, und das sie ihm selbst auch noch verloren gegangen ist.
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - Raphaela - 14.02.13
Danke für deine Rückmeldung! :-)
Die Dresdner Frauenkirche hab ich auch im Rosenpark aufgepflanzt, weil ich erfahren hab, daß Herr Weingart sie für D angemeldet hat, um dadurch auch den Rosenzüchter (aus Ungarn) zu unterstützen :-) - Kann sie übrigens sehr empfehlen: Ist robust und blühfreudig! Vom selben Züchter (Mark) gibt es auch noch eine wunderschöne, ziemlich frostharte, öfterblühende Kletter- (oder große Strauch-) Rose namens "Heilige Elisabeth". Davon hab ich Herrn Weingart gleich zwei abgekauft und in den l´âge bleu Rosenpark gepflanzt und sie ist KLASSE :-)
Es gibt einen Händler, der auf die Idee kam, solche Rosen (für die freiwillige Lizenzgebühren bezahlt werden) besonders zu kennzeichnen. - Der Anfang wäre damit dann gemacht :-)
Ansetzen müßte man aber vor allem auch bei den Vermehrern: Der o. g. Händler war z. B. ganz geschockt darüber, daß nicht für alle neueren Sorten (auch freiwillige) Gebühren an die jeweiligen Züchter gezahlt werden...Als Händler ging er bisher davon aus, daß das so wäre. Leider ist es aber noch nicht so, daher braucht es dafür eine gewisse "Bewußtheits-Initiative"....
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - mary - 14.02.13
Von mir kommt auch ein Ja, da ich den Kauf einer Rose nicht nur vom Preis
abhängig mache.
LG
Maria
RE: Freiwillige Lizenzgebühren -
Rosenduft - 14.02.13
Wenn ich ehrlich bin, kosten die Rosen die mir besonders gefallen ja eh meist schon mehr als andere: Historische, seltene und morbide Rosen. Gerade bei den Morbiden Rosen, die ja nicht jeder hat, werden selbst für wurzelnackte Pflanzen bis 18,-€ verlangt, zzgl. Versand...
Der Hammer, aber die Käufer zahlen es. Warum also nicht auch was für den Züchter!
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - Raphaela - 14.02.13
Danke auch dir Mary (und eine Neuschier-Bitte: Verrätst du den Namen deiner Avatar-Sorte?) :-)
Die "morbiden" Rosen (also die mit den "schrägen" Farbtönen von bläulich-lavendel bis bräunlich) sind m. W. auch bei "normalen" (Nicht-"Apotheker"- ;-)) Rosenschulen und Händlern besonders teuer, weil einige sehr schwer zu veredeln sind und/oder wegen Frostempfindlichkeit hohe Winterausfall-Quoten haben.
Bei manchen Sorten in einigen Rosenschulen kann man die hohen Preise allerdings NICHT nachvollziehen: Vor allem dann nicht, wenn man weiß, daß dafür KEINE (freiwilligen) Lizenzgebühren gezahlt werden...NEIN, ich nenne jetzt hier (noch :-B) keine Sorten und Anbieternamen :-X - Vielleicht "besinnen" sich die Betreffenden ja noch...
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - Unkrautaufesserin - 14.02.13
Natürlich zahle ich auch höhere Preise, wenn sie wirklich dem Züchter zugute kommen.
Auf Dauer möchte ich aber die Bildung einer Züchter- Kooperative anraten, so in Fairtrade-Manier. Dann könnte ein Vermehrer (biologisch) für alle arbeiten, der Werbe-Etat wäre pro Rose nicht so hoch... überlegt das mal mit Euren Züchtern.
Liebe Grüße, Mechthild
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - Raphaela - 14.02.13
Danke, Mechthild! :-)
Die Idee ist traumhaft

- Allerdings bräuchte man dafür auch ohne Werbe-Etat a) viel Kapital, weil b) große Feldflächen und c) professionelle Arbeitskräfte auch bei schwerstem Einsatz frühestens nach d) viel Zeit (wenn´s gut läuft, 2, 3 Jahren) die ersten Gewinne einbringen
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - Unkrautaufesserin - 14.02.13
Ja klar, selbst vermehren ist auch nicht kostenfrei. Aber das Geld mußt Du einem Professionellen auch zahlen... und hast am Ende noch Ärger wie mit Deinen vertauschten GaL...
Liebe Grüße, Mechthild
RE: Freiwillige Lizenzgebühren - Raphaela - 15.02.13
Verwechslungen, die bei Groß-Vermehrern eher passieren, wären natürlich ein zusätzlicher Wunsch-Grund, alles selbst und unter zuverlässiger Kontrolle machen zu können...
Vielleicht sollte ich doch nochmal Lotto spielen...
Aber ich freu mich schon, daß bisher alle Äußerungen zustimmend sind :-)
Gegen-Argumente wären natürlich auch legitim und interessant, keine Angst: Ich beiße nur gaaaanz sanft ;-)