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Schadet weißer Zucker den Bienen? - Druckversion

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+---- Thema: Schadet weißer Zucker den Bienen? (/Thread-Schadet-wei%C3%9Fer-Zucker-den-Bienen)



Schadet weißer Zucker den Bienen? - christian t - 21.01.14

Moin,
Habe diesen Hinweis entdeckt das weißer Fabrikzucker Bienen immens schaden kann.

http://www.culturechange.de/wesensgemaesse-fuetterung-der-bienen-im-herbst.html

Mal ne Frage an die Imker. Wenn man 1 Bienenvolk übrig hat u denen ihren Honig zur Selbstverwaltung läßt. Geht es denen dann besser als denen mit Zucker????


RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - vanda - 22.01.14

(21.01.14, 23:30)christian t schrieb:  Moin,
Habe diesen Hinweis entdeckt das weißer Fabrikzucker Bienen immens schaden kann.

http://www.culturechange.de/wesensgemaesse-fuetterung-der-bienen-im-herbst.html

Mal ne Frage an die Imker. Wenn man 1 Bienenvolk übrig hat u denen ihren Honig zur Selbstverwaltung läßt. Geht es denen dann besser als denen mit Zucker????

Hallo Christian,

dass raffinierter Industriezucker natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss zum Einfüttern der Völker ist, ist eigentlich klar und ich stimme da mit überein,
dass das vermutlich nicht wesensgerecht ist. Danke für den Link!
Auch dem hier kann ich eigentlich nur zustimmen!
Leider gibt es aber zum Einfüttern mit "Ersatzhonig" bisher keine wirklich erprobte "natürliche" Alternative, wenn man als Imker den Honig ernten will.
Und wenn man nicht erntet, ist das mit dem "Honig-Drinlassen" leider auch nicht immer die beste Lösung. Dass das Thema deswegen auf die Tagesordnung muss, ist aber unbestritten!

Fall: Du hältst Bienen und willst maximal zweimal im Jahr auch Honig ernten, dann brauchen die Bienen natürlich für die entnommene Menge einen Ersatz, denn der eingelagerte Honig ist ja ihr Vorrat für den Winter.
Dann füttert man im Sommer nach der letzten Varroa-Behandlung flüssige Ersatznahrung ein,
entweder
a) selbstangerührte Mischung aus weißem Haushaltszucker und Wasser
(auf keinen Fall braunen Roh-Rohrzucker!!! Mag für uns wertvoller sein,aber die Bienen können den schlecht verwerten! ->Darmprobleme -> Seuchenprobleme durch Verkotung im Stock) oder
b) fertige, bereits invertierte Zuckerlösung z.B. "Api-Invert"
- soweit die Standard-Lösungen.

Der Zuckerlösung Honig beizumischen schadet natürlich nicht, im Gegenteil, immens wichtig ist nur, dass es Honig vom eigenen Bienenstand ist.
Niemals!! Honig von anderen Bienenständen/Imkern oder gar gekauften Honig zufüttern, da ist das Risiko zu groß, sich Seuchen einzuschleppen.
Und auch nur flüssigen/verflüssigten Blütenhonig! Auf dem späten Waldhonig überwintern Bienen schlecht, er führt zu Darmproblemen, Krankheiten und möglicherweise Absterben der gesamten Völker. Auch fest-kristallisierter Blütenhonig ist ungünstig für den Winter, da die Bienen Wasser brauchen, um den zu verwerten, sie aber im Winter nicht zum Wasserholen ausfliegen können.

Wobei wir auch schon bei dem Problem für solche Bienenhalter sind, die sich Bienen nicht wegen des Honigs, sondern vor allem aus Naturliebe und zur Verbesserung der Bestäubungssituation halten möchten. Den Honig einfach drinzulassen ist bei starker Waldhonigtracht im Spätsommer dann eben auch gefährlich. Wenn es dann noch Zementhonig ist, so wie in 2013, dann muss dieser sehr feste Honig unbedingt größtenteils aus den Stöcken raus (oder man muss ihn fachgerecht umtragen lassen). Und dann bleibt eben doch wieder nur die Zucker-Zufütterung.
Außer natürlich, man erntet den Blütenhonig im Frühjahr und hebt ihn zum Einfüttern im Sommer auf!

Gegen irgendwelche Tees ist sicher auch nichts einzuwenden, schaden tut es möglicherweise nicht, aber das ist halt immer schwer zu beurteilen, weil für die Vitalität eines Volkes noch so viele andere Parameter eine Rolle spielen wie Varroa-Belastung (hat der Imker regelmäßig fachgerecht behandelt?), Pestizide in der Umgebung, Standort der Beuten, Nahrungsangebot, Wetterbedingungen etc. etc. und schließlich gibt es einfach auch in der Natur stärkere und schwächere, größere und kleinere, ruhige und hektische Völker.

Persönlich finde ich die Idee mit den Tees nicht schlecht, allerdings weiß ich auch, dass das bei mir einfach am zusätzlichen Aufwand scheitern würde.
Was mich aktuell immer ein wenig nervt ist, dass momentan Bienenhaltung als so ein schickes Trendhobby dargestellt wird - man müsse sich ja nur eine Kiste und ein paar Bienchen besorgen und in die Wiese stellen und dann ist alles prima. Tatsächlich gehört zu fachgerechter Bienenhaltung aber auch ein enormes Wissen und auch ein durchaus recht großer Zeitaufwand, wenn man sich wirklich um das Wohlergehen der Tiere kümmern will. Das wird leider oft unterschätzt und durch mangelnde Pflege (Schwarmvermeidung/Schwarm einfangen/mehrmalige Varroabehandlung etc.) gehen vermutlich dann mehr Völker ein als an ein bißchen Industriezucker.

Ich habe für mich den Mittelweg gewählt:
ich lasse den Bienen auch immer einen Teil Honig und ernte nicht alles bis auf den letzten Tropfen. Einige Honigwaben bleiben immer im Kasten und anschließend
füttere ich je nach Vorrat mit Api-Invert oder mit Biozucker-Lösung ein.
Wie das diesen Winter ausgeht, wo doch noch vereinzelt Wald- bzw. Zementhonig in den Völkern ist, wird sich zeigen... :noidea:


http://www.diebiene.de/winterfuetterung-mit-rapshonig

Generell kann ich nur jedem, der sich für Bienenhaltung und Imkerei interessiert,
diese Schulungsmappe empfehlen. Da ist wirklich fast alles abgedeckt und lohnt sich garantiert!






RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - christian t - 24.01.14

Hallo vanda. Danke erst mal. Hier im Forum muß es doch noch mehr Imker geben? Was haben die anderen für Erfahrungen gemacht?
Ich habe keine Bienen aber ich lasse immer Phazelia und Topinambur wachsen ,wird gut angenommen auch von Hummeln. Die Phazeila treibt verrückterweise jetzt schon wieder im Winter die ersten Triebe. Gibt es empfehlenswerte Bienenweiden die man einmal gepflanzt ganzjährig als Anlaufstelle für Insekten aller Art anbieten kann?


RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - Brigitte - 24.01.14

..........


RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - christian t - 24.01.14

Hab reingeschaut. Welche davon sind ganzjährig als Futterpflanze geeignet?


RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - Brigitte - 24.01.14

..........


RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - Martin - 24.01.14

(24.01.14, 14:13)christian t schrieb:  Hier im Forum muß es doch noch mehr Imker geben? Was haben die anderen für Erfahrungen gemacht?

Hallo Christian,

Natürlich gibt es hier noch einige Imker. Auch ich gehöre dazu. Ich füttere meine Bienen aber nicht mit Zuckerwasser (wie einst mein Onkel), sondern mit Sirup, das meines Wissens auf Weizenbasis hergestellt wird. Ich hab nur einmal für eine Notfütterung Zucker in Wasser aufgelöst. Natürlich ist eingelagerter Honig das beste Winterfutter für Bienen (von Waldhonig abgesehen), aber als Imker will ich ja auch was von deren Ernte abhaben. Ich arbeite ja mit einem System, das in meiner Region eher selten ist: Dadant. Die Honigräume, die ich komplett abräume, sind für mich, den Honig, den die Bienen im Brutraum eingelagert haben, belasse ich im Volk, ergänzt durch erwähntes Futtersirup.

Bienenweidepflanzen anzubauen macht natürlich Sinn, mache ich auch im kleinen Maßstab im Garten. Brisant wird es allerdings, wenn ein ganzer Acker mit Phacelia neben Bienenvölkern steht, weil der Nachbar-Biobauer Gründüngung anbaut. Phacelia ist ein solch hervorragender Pollenspender, daß die Bienen bei einem Überangebot alle ihre Waben mit Phacelia vollstopfen und die Königin dann keine leeren Zellen mehr findet, um Eier abzulegen. So werden Bienenvölker durch Pollenüberversorgung geschwächt, weil die Eier, die nicht gelegt werden können eben auch keine Bienen hervorbringen, die dann die wegsterbenden Flugbienen ersetzen können.
Für alle Bienen (Honig- und Wildbienen) am besten ist eine Vielfalt blühender Pflanzen. Monokulturen oder auch des Imkers Winterfütterung sind immer zweite Wahl. Das ist so, als wenn wir uns einseitig ernähren würden. Immer nur bei M@cDon. essen macht zwar satt, ist aber auf Dauer gesundheitsschädlich (siehe Film "Supersize me"). Genauso ist es bei den Bienen.
Die globale Honigmassenproduktion ist nur deshalb möglich, weil eben Millionen Bienenvölker von einer Monokultur in die nächste gebracht werden, alle Monokulturen chemieintensiv sind und sich das Gift in den Bienen anreichert, die dann irgendwann draufgehen. Kein Wunder, daß jährlich so viele Völker draufgehen, daß die Medien das Bienensterben regelmäßig thematisieren.

Aber jetzt bin ich abgeschweift: Natürlich geht es den Bienen langfristig mit Honig besser, als mit Ersatzfutter, wenn der Honig aus vielfältigen Blütenquellen stammt. Waldhonig dagegen, der aus den Ausscheidungen verschiedener Blattlausarten besteht, ist für Bienen gefährlich, vor allem wenn es Melizitose-Honig ist, der so schnell hart wird, daß sie ihn nicht mehr aus den Waben rausbekommen (deshalb auch Zementhonig genannt, läßt sich auch nicht schleudern).

Liebe Grüße,

Martin


RE: Schadet weißer Zucker den Bienen? - Immelieb - 02.02.14

Hallo,
also ich lasse für den Winter einen kleinen Teil Honig im Volk und das was die Bienen zum überwintern brauchen füttere ich ein. Ich füttere mit Sirup (Api-Invert).
Jedoch finden meine Bienen dank dem Springkraut bis zum ersten Frost noch Nektar und Pollen.
Falls die Bienen mehr Futter als gedacht brauchen, lege ich im Frühjahr Futterteig auf das Volk.
Gruß
Roland