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Varroa-Winterbehandlung - Druckversion

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Varroa-Winterbehandlung - Martin - 06.12.11

Hallo beisammen,

Da ich weiß, daß hier auch die eine oder der andere imkert, will ich ein aktuell werdendes Thema ansprechen.
Zur Erklärung für Nicht-Imker: Die Varroa-Milbe schädigt die Bienen durch Aussaugen von Blut und Übertragen von etwa 30 verschiedenen Viren, die immer aggressiver werden. Als Folge des bevorzugten Befalls der Brut schlüpfen verkrüppelte Arbeiterinnen; ohne Behandlung durch den Imker überleben seit 30 Jahren Honigbienenvölker maximal zwei bis drei Jahre. Die Varroa-Milbe wurde 1977 durch den Import asiatischer Honigbienen vom Bieneninstitut Oberursel eingeschleppt. Asiatische Bienen leben in Co-Existenz mit der Milbe, unsere, inzwischen weltweit verbreitete Westliche Honigbiene hat dieses Talent nicht, sie muß vom Imker vor den Milben geschützt werden.
Normalerweise werden dafür organische Säuren eingesetzt, die im Gegensatz zu chemischen Mitteln auch von Bioverbänden zugelassen sind. Chemische Mittel wie Perizin sind in Imkerkreisen inzwischen aufgrund möglicher Rückstände in Honig und Wachs verpönt.
Da auch organische Säuren unterschiedlich eingesetzt werden, nun meine Frage an die Imker unter uns: Wie behandelt Ihr?

Ich behandle im Sommer mindestens zweimal mit Ameisensäure mit der Schwammtuchmethode, was die verbreitetste Methode ist. Zusätzlich praktiziere ich im Winter in der brutfreien Zeit die Oxalsäurebehandlung, indem ich OS in Zuckerwasser auflöse und bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt von oben über die Bienen in die Wabengassen träufle. Die verteilen das Zeug untereinander und die Milben sterben großteils ab, alle erwischt man aber nie.
In diesem Jahr ging der Herbst mit relativ hohen Temperaturen sehr lange, so daß wohl auch sehr spät noch Brut vorhanden war, vielleicht sogar jetzt noch ist, zumal meine Buckfastbienen in extrem milden Wintern sogar durchbrüten sollen. OS wirkt aber in verdeckelte Brut nicht. Wie würdet Ihr vorgehen? Ich werde wohl eher spät Anfang Januar behandeln, in der Hoffnung, daß dann alle Völker brutfrei sind. Zur Kontrolle die Völker öffnen und Waben ziehen geht nicht, weil man in der kalten Zeit die Wintertraube auseinanderreissen würde und womöglich durch Kälteschäden das Volk vernichten würde. Wie aber erkennt man Brutfreiheit sonst? Gemülldiagnose?

Das ist eine der wenigen Fragen, die ich für mich noch nicht zufriedenstellend geklärt habe. Vielleicht kann mir hier ja jemand weiterhelfen. Und: sollten Nicht-Imker Fragen haben zum Varroa-Problem, immer her damit. Wenn ich eine Antwort weiß, gebe ich sie, wenn nicht, suche ich sie.

Liebe Imker-Grüße,

Martin


RE: Varroa-Winterbehandlung - Verlaine - 12.12.11

Hallo Martin,

das sind recht viele Fragen auf einmal.
Zunächst einmal gehen unseren Carnica in der Eifel recht früh in die Wintertraube, sodaß ich dazu Nichts sagen kann.
Die Winterbehandlung wird an einem milden Tag ab Mitte Dezember bis Ende Januar vorgenommen, wobei die mit Futter und Wasser verdünnte Oxalsäure warm über die Völker verteilt wird.
Die Sommerbehandlung erfolgt nach der Honigernte, also bei uns schon Ende Juli bis spätestens Mitte August mit Ameisensäure (gleiches Verfahren), ein zweites Mal nach dem Einfüttern mit Thymolstreifen, was die Winterbienen schonen soll.

Also, im Prinzip ähnlich. Alles, was der Imker macht, hängt von vielen Faktoren ab, wie Klima, Rasse, etc.
Ich würde für die Winterbehandlung einen warmen Tag und angewärmte Lösung wählen. Du stirbst ja auch nicht an einer kalten Dusche, aber warm ist besonders im Winter angenehmer. Vielleicht sind Deine Buckfast robuster.

Man erwischt nie 100% der Milben, aber die Re-Invasion von Außen durch Einschleppen neuer Varroen ist dagegen viel größer, sagt mein Imkerfreund.

Ein gewisses Maß an Varroen verträgt ein gesundes, gut geführtes und in naturnaher Lage am richtigen Standort aufgestelltes Volk.

Allerdings hat der Varroendruck in den letzten Jahren stark zugenommen.
Zusätzlich übertragen Varroen Krankheiten über die Hämolymphe (das Bienenblut) direkt, die früher nur über das gegenseitige Füttern übertragen wurden.

Dann wünsche ich Dir noch Viel Erfolg mit Deinen Bienen.

Viele Grüße,

Bianka






RE: Varroa-Winterbehandlung - Martin - 13.12.11

Hallo Bianka,

Vor zwanzig Jahren galten für ein starkes und gesundes Volk etwa 12000 Varroa-Milben als die Grenze des Verträglichen. Heute wird von 5000 Milben gesprochen, was auf die zunehmende Aggressivität der übertragenen Virenstämme zurückzuführen ist. Die Milbe selbst dürfte sich kaum verändert haben, auch wenn manche Imker glauben, daß durch ein ständiges Ausschneiden der bevorzugten Drohnenbrut eine Selektion in Richtung Arbeiterinnenpräferenz stattfindet.

Was Thymol angeht, habe ich schon verschiedentlich gehört, daß Völker, die mit Thymol behandelt wurden, im Folgejahr einen weit höheren Milbenfall haben sollen, als solche die mit AS behandelt wurden. Auch wurde mir erzählt, daß unter den Winterverlusten ein proportional hoher Anteil zuvor mit Thymol behandelt wurde. Ich habe bisher noch keine statistischen Werte gelesen, aber der Imker, von dem ich meine ersten Bienen bekam, hatte vor dem verlustreichen Winter 2009/10 (bundesweit ca. 30 % der Völker) seine Völker bis zu sieben mal mit AS behandelt und keinerlei Verluste gehabt. Deshalb schwöre ich im Sommer ausschließlich auf AS.

Ideal wäre es natürlich, die Bienen durch Selektion in Richtung zu einem stärkeren Putztrieb dazu zu bringen, selbst die Varroas in Schach halten zu können, aber da scheint es noch keine Fortschritte zu geben. Die Östliche Honigbiene ist da viel weiter.

Mal sehen, wie die Verluste in diesem Winter sind. Durch das frühe Frühjahr und den langen milden Herbst, dürften die Völker ziemlich lange in Brut gewesen sein und somit sind auch einige Milbengenerationen mehr geschlüpft. Wenn die Winterbehandlung nicht konsequent durchgeführt wird, rechne ich mit hohen Winterverlusten, bzw. es wird schon zum Saisonbeginn viele Milben geben, die bis zur Sommerbehandlung manchem Volk den Rest geben könnten, was ich nicht hoffen will.

Liebe Grüße,

Martin


RE: Varroa-Winterbehandlung - Gudrun - 21.01.12

In unserem regionalen Fernsehmagazin gab' s heute eine Quizfrage: Womit behandelt man die Bienen gegen die Varroamilbe?
Antwort war ... Rhabarberauszug. Die Sendung dazu habe ich leider nicht gesehen.

Wenn Rhabarberauszug helfen soll, kann das ja auf Oxalsäure zurückzuführen sein.
Ob's dann nicht einen Versuch wert wäre, Bienenkästen in die Nähe von Rhabarber und Sauerklee zu stellen? Vielleicht "schmecken" den Bienen ja auch die jeweiligen Blüten? :noidea:



RE: Varroa-Winterbehandlung - Der wilde Gärtner - 22.01.12

(21.01.12, 23:29)Gudrun schrieb:  Wenn Rhabarberauszug helfen soll, kann das ja auf Oxalsäure zurückzuführen sein.
Ob's dann nicht einen Versuch wert wäre, Bienenkästen in die Nähe von Rhabarber und Sauerklee zu stellen? Vielleicht "schmecken" den Bienen ja auch die jeweiligen Blüten? :noidea:

Oxalsäure ja, aber eine ganz andere Konzentration!
Aber die eigentlichen Schädiger sind ja die Milben an der Made, und die kriegt weder der Rhabarber noch die reine Oxalsäure.

Eine Möglichkeit ist noch eine Wärmebehandlung im Frühjahr. Aber leider sehr Zeit- und Geldaufwendig.

Und eine Bekämpfung habe ich gestern in einem Kurs gelernt, wenn es denn im Juni schon sehr starken Milbenfall gibt:
Einen Kehrschwarm machen, die Brut vernichten und die Bienen mit Milchsäure behandeln.
Bei der Brutalität muss der Schmerz aber schon sehr hoch sein. Möglicherweise immer noch besser als das ganze Volk im Herbst zu verlieren.

Liebe Grüße
Werner



RE: Varroa-Winterbehandlung - Gudrun - 22.01.12

(22.01.12, 13:35)Der wilde Gärtner schrieb:  Oxalsäure ja, aber eine ganz andere Konzentration!
War im Prinzip als Unterstützung für noch gesunde Bienen gedacht. Hab' ja keinen blassen Schimmer. Das Thema interessiert mich aber, weil ich denke, dass es auch Menschen gibt, die auf die verquere Idee kommen, sich ohne Ahnung ein/zwei Bienenvölker in den Garten zu stellen. Dann bei "Misslingen" vielleicht die Achseln zucken und auf "Schildkröten oder Hundewelpen" aus'm Zoohandel umsteigen o.ä.

Dann haben aber diese Milben wieder freie Fahrt, denn die sterben doch sicher nicht mit den toten Bienen oder :huh:




RE: Varroa-Winterbehandlung - Der wilde Gärtner - 22.01.12

(22.01.12, 17:29)Gudrun schrieb:  Dann haben aber diese Milben wieder freie Fahrt, denn die sterben doch sicher nicht mit den toten Bienen oder :huh:

Die Milben sterben spätestens 2 Wochen nach der Biene.
Bis dahin können sie aber noch verbreitet werden. Wenn z.B. Bienen den Stock ausräubern (den herrenlosen Honig holen) nehmen sie die Milben als Geschenk mit.

Liebe Grüße
Werner


RE: Varroa-Winterbehandlung - Marbree - 25.01.12

(06.12.11, 22:19)Martin schrieb:  Und: sollten Nicht-Imker Fragen haben zum Varroa-Problem, immer her damit. Wenn ich eine Antwort weiß, gebe ich sie, wenn nicht, suche ich sie.

Lieber Martin,

leider hab ich keine Ahnung, wie Du Deinen Bienen helfen könntest. Auch war mir nicht bewusst, daß die Viren das größere Problem sind.

Was genau bewirkt die Oxalsäure (Rhabarber?) in unterschiedlichen Konz. oder Ameisensäure bei den Milben? Schädigen sie ausschließlich Milben (Spinnentiere) und nicht Insekten (Bienen)? Oder schwächt sie Letztere möglicherweise doch auch?

Glaube zu erinnern, daß Du viel BienenLiteratur hast? :news: Möglicherweise fände man gerade in älteren Texten Hinweise auf so etwas wie "Heilpflanzen" die stärkend auf die Tiere wirken? (Gudrun hatte ja bereits wohl in diese Richtung gedacht als sie "den Bienen schmeckende" Pflanzen erwähnte) Oder Hinweise über besonders gesunde Völker an bestimmten Standorten und Vermutungen über den Grund dafür? OhJotteJott, hört sich das jetzt esoterisch an?

Das ist auf jeden Fall ein trauriges Thema... :no:

Groetjes von Marbree








RE: Varroa-Winterbehandlung - Gudrun - 25.01.12

(25.01.12, 22:26)Marbree schrieb:  Das ist auf jeden Fall ein trauriges Thema...

Für uns nicht Imkernde bin ich
H I E R
fündig geworden




RE: Varroa-Winterbehandlung - Marbree - 26.01.12

da geh ich lesen! smile Danke schön, Gudrun