Verjüngungsschnitt - maryrose - 06.02.12
Liebe Rosenfreunde,
meine nun schon über 15 Jahre alte Charles Austin bräuchte dringend einen Verjüngungsschnitt. Ich hab sie bisher immer auf ca 150 - 180 cm geschnitten, im Spätsommer erreichten dann einige Triebe durchaus Dachrinnenhöhe. Der Habitus sieht insgesamt nicht mehr so toll aus.
Inzwischen sind einige Triebe unten auch abgestorben. Ich hab aber keine Ahnung, wie viele Triebe ich wie weit runter kürzen kann. Es muss auf jeden Fall etwas geschehen, damit ich an das "Altholz" überhaupt herankomme.
Ich häng an ihr - sie ist meine erste englische Rose - und möchte sie nicht zu Grunde richten/schneiden.
Wer weiß Hilfe????
LG maryrose
RE: Verjüngungsschnitt - Raphaela - 06.02.12
Um Zeit zu sparen guck ich mir immer zuerst die Basistriebe an: Wenn davon welche nicht mehr gut aussehen braucht man sich erst gar nicht mit deren Nebentrieben zu beschäftigen sondern kann gleich den kompletten Trieb (direkt an der Basis) rausschneiden oder -sägen.
Das betrifft Triebe mit sichtbaren Frostschäden genauso wie überalterte: Risse, braune, rötlich-braune oder schwarze Verfärbungen, eingesunkene, dunkel umrandete Stellen, nicht verheilte Verletzungen, merkwürdige Auswüchse und/oder Verdickungen sowie ein insgesamt "unvitales" Aussehen sind Anzeichen, die für eine Entfernung sprechen.
Charles Austin gehört auch nicht zu den Austin-Züchtungen (wie z.B. Sweet Juliet u.a.) bei denen "sommersprossige" Flecken/Verfärbungen auch an gesunden Trieben normal und unbedenklich sind: Jüngere Triebe müßten relativ glatt und grün, ältere gleichmäßig verholzt sein.
Also kannst du unbesorgt alles, das eher aussieht wie weiter oben beschrieben, komplett entfernen.
Wenn dann nur noch kräftige, relativ junge, glatte und gesunde Neutriebe übrig sind, kannst du dir deren Höhe angucken:
Unterhalb der Stelle, wo du sie zurückschneidest/kappst/pinzierst werden sich neue Nebentriebe bilden (und dann auch wieder entsprechend lang/hoch werden, da steckt nun mal Kletterrose mit drin). Das heißt, du solltest sie ein ganzes Stück (50 cm oder wesentlich mehr, wenn du nicht öfter nachschneiden möchtest) tiefer kappen als die gewünschte Endhöhe im Sommer ist.
Die mittleren Triebe läßt du dann etwas höher als die äußeren.
Mir widerstrebt es immer, im dickeren/älteren Bereich der Basistriebe viel rumzuschneiden. Daher beschränke ich mich bei Rosen dieses Typs meist auf den Rückschnitt im oberen Drittel oder des oberen Drittels der Basistriebe.
Wenn das erledigt ist guckst du dir die verbliebenen Nebentriebe an:
Wo sie sehr lang geworden sind und sich schon eher nach unten neigen schneide ich sie (immer auf ein in die gewünschte Richtung weisendes Trieb-Auge - Das lohnt sich!) bis zu einem kräftigen Auge zurück, daß sich da befindet, wo ich neue, nach oben wachsende Nebentriebe haben möchte. Immer ein, zwei Milimeter vor (bzw. hinter) diesem Auge, damit es nicht eintrocknet (evtl übrig bleibende "Stummel" trocknen ein und fallen später ab, das macht nix).
Mickrige, unterentwickelte, kränkliche Nebentriebe am besten immer gleich am Ansatz wegschneiden. Und dann den Trieb, an dem sie gewachsen sind, genauer angucken: Oft sitzt der (Mangelversorgung auslösende) Schaden nämlich im Basis- oder Nebentrieb, wo die kränkliche Verzweigung entspringt. Sollte das Mark dort in der Mitte dunkel verfärbt sein nichts wie weggeschnitten damit (bis ins gesunde, innen helle bzw. maximal hell braun-beige gefärbte Mark).
Die mittleren Triebe immer etwas (moderat!) länger lassen, das gilt auch für die Nebentriebe: Schon der frisch zurückgeschnittene Strauch sollte eine Art "Kuppelform" haben.
Allerdings keine esxtremen Höhenunterschiede der Grund- (und auch Neben-) Triebe anstreben, sonst wächst der längste Trieb (der den meisten Saft bekommt) am stärksten und die anderen verkümmern.
Dabei drauf achten, daß man nicht auf Augen zurückschneidet, die nach innen (oder in eine andere, nicht gewünschte Richtung) weisen.
Starker Rückschnitt bewirkt starken Austrieb: Die Triebe, deren Nebentriebe später z.B. "Lücken" am Strauch schließen sollen, also ein bißchen stärker zurückschneiden als die, wo die gewünschte Endhöhe und -dichte voraussichtlich schneller erreicht wird.
Dann ist noch wichtig, nach der Blüte nachzuschneiden. Dabei werden zu lang durchgeschossene Neu- und Nebentriebe nochmal in gewünschter Höhe/Länge gekappt und evtl. in die falsche Richtung wachsende (nach innen, überkreuzend oder zu dicht stehend z.B.) Seiten- und neue Nebentriebe gleich komplett (am Ansatz) entfernt bzw. vor einem in die gewünschte Richtung zeigenden Auge zurückgeschnitten.
Am Ende hast du dann ein (erstmal schrecklich nackt aussehendes) lichtes Grundgerüst von weniger, aber gesunden Grund-/Basistrieben und kräftigen, in ausreichendem Abstand wachsenden, sich nicht gegenseitig behindernden Nebentrieben. Deren demnächst austreibende Augen alle in die erwünschten Richtungen weisen. - Hab ich mit meinem Exemplar vorletztes Jahr auch gemacht und er ist wieder sehr schön gewachsen :-)
RE: Verjüngungsschnitt - maryrose - 06.02.12
Raphaela, ich lad dich zu mir ein!
Danke für diese ausführliche Antwort! Das muss ich mir noch genauer durchlesen - hab aber ja noch ein wenig Zeit, bis die Forsythien in den Nachbarsgärten blühen.
Wenn der Schnee hier weg ist, dann zeig ich dir mal ein Foto! Soviel gibt es unten herum nicht mehr wegzuschneiden.
Ich bin einfach mehr die Staudenfrau als die "Rosenfee".
Aber mit deiner Hilfe schaff ich es sicher!!!
maryrose
RE: Verjüngungsschnitt -
Der wilde Gärtner - 06.02.12
Ich wäre da etwas härter, Raphaele hat ja Ihre Grundeinstellung gut verpackt geschrieben:
(06.02.12, 15:04)Raphaela schrieb: Mir widerstrebt es immer, im dickeren/älteren Bereich der Basistriebe viel rumzuschneiden.
Fürst Pückler-Muskau hat einmal gesagt:
"Der Gärtner braucht eine scharfe Axt und ein hartes Herz"
Ich schneide bei stark überalterten Pflanzen an der Basis die Hälfte bis zwei Drittel
der alten Triebe weg.
Im nächsten Jahr treibt die Rose neu an, und das schön von der Basis.
Nach 2 Jahren bleiben nur die neuen Triebe über und alle anderen fallen.
So hast Du nach 2 Jahren eine komplett verjüngte Rose.
Noch brutaler wäre es, alle alten Triebe wegschneiden und zu hoffen, dass die Rose wieder austreibt. Klappt bloß nicht immer
Liebe Grüße
Werner
RE: Verjüngungsschnitt - moorhexe - 06.02.12
vor ein paar jahren hat mal eine mieterin alle kletterosen im hof radikal bis auf 15 cm abgeschnitten.
mir blutete das herz. zum glück haben alle 3 den radikalen rückschnitt gut überlebt und sind wunderbare kräftige rosen geworden.
jetzt freue ich mich schon ein paar jahre an den schönen rosen. es sind nämlich sehr alte rosenstöcke. ich hatte wirklich angst, dass sie hin wären, nach dem schnitt.
RE: Verjüngungsschnitt - Raphaela - 06.02.12
Da nich für, Maryrose ;-)
Das Problem ist, daß nicht alle Sorten gleichermaßen so starken Schnitt ohne "beleidigt sein" tolerieren: Manche scheinen das alle paar Jahre zu "brauchen", andere verabschieden sich bei solchen Gelegenheiten für immer, bei wieder anderen kommt es sehr auf Zeitpunkt und/oder Situation an.
Wenn eine Rose (wie im Fall von Maryrose´Charles Austin) ziemlich eingezwängt zwischen Stauden steht (da kenn ich mich aus :-X) hat sie bei extrem starkem Rückschnitt i. d. R. mehr Probleme, dieser Konkurrenz schnell wieder zu ent-wachsen als eine freistehende Pflanze. Daher bin ich hier (im Hausgarten-Dschungel :-X) diesbezüglich auch generell vorsichtiger als im noch überschaubareren Rosenpark: Mir sind hier leider Rosen, die wegen starker Frostschäden auf Null neu starten mußten, eingegangen, weil die zarten, neuen Triebe sich nicht ( bzw. nicht schnell genug) gegen Astern und Co behaupten konnten und dann schlichtweg tot-gewuchert wurden :-/
Wenn die maroden Basis-Triebe weg kommen, werden sich aber mit Sicherheit auch so einige schöne, neue bilden :-)
RE: Verjüngungsschnitt -
gelala - 06.02.12
Ja Werner, aber das ist gar nicht so leicht. Ich war und bin teilweise noch ein verzagter Rosenschneider. Meine hatten immer vor vilen Jahren lange dünne Äste. dann kam mal ein Bekannter in den garten und er hat meine Rosen im Frühjahr geschnitten, er hat viele wundervolle Rosenstöcke gehabt. Ich bin fast ohnmächtig geworden und hätte heulen können, als ich dann meine Rosen sah. Natürlich jammerte ich ihm die Ohren voll, aber er fragte mich nur, ob ich schöne kräftige Rosen oder lange Peitschen haben möchte. So rigoros wie er war, bin ich immer noch nicht, aber mutiger und vor allem, ich putze die Stöcke immer innen frei, dann kommt mehr Luft ran.
Brauche jedes Frühjahr neuen Mut, auch wenn ich dann noch fremde Rosen schneiden soll. Aber die werden auch jedes Jahr kräftiger und schöner. Ich lerne halt niemals aus.
gelala
RE: Verjüngungsschnitt -
storchschnabel - 07.02.12
Bei Sträuchern(Rosen), Bäumen und Haaren kann ich nur eins:
viiiiel abschneiden!
RE: Verjüngungsschnitt - Nachteule - 07.02.12
(06.02.12, 16:42)Der wilde Gärtner schrieb: Ich wäre da etwas härter, Raphaele hat ja Ihre Grundeinstellung gut verpackt geschrieben:
(06.02.12, 15:04)Raphaela schrieb: Mir widerstrebt es immer, im dickeren/älteren Bereich der Basistriebe viel rumzuschneiden.
Fürst Pückler-Muskau hat einmal gesagt:
"Der Gärtner braucht eine scharfe Axt und ein hartes Herz"
Ich schneide bei stark überalterten Pflanzen an der Basis die Hälfte bis zwei Drittel der alten Triebe weg.
Im nächsten Jahr treibt die Rose neu an, und das schön von der Basis.
Nach 2 Jahren bleiben nur die neuen Triebe über und alle anderen fallen.
So hast Du nach 2 Jahren eine komplett verjüngte Rose.
Noch brutaler wäre es, alle alten Triebe wegschneiden und zu hoffen, dass die Rose wieder austreibt. Klappt bloß nicht immer
Liebe Grüße
Werner
und mein alter lehrmeister meinte immer scharfer schnitt -->scharfer wuchs.
wir waren ja anfangs sehr zögerlich und den pflanzen tut es eher gut, wenn man sie radikal verjüngt wie du es beschreibst.
so mache ich es auch, egal ob nun forsythie oder strauchrose.
@maryrose je höher du schneidest, desto höher wird sie, weil sie ab der schnittstelle verzweigt.
willst du sie tiefer, dann musst du auch tiefer schneiden.
ich würde sie wie gesagt an der basis deutlich verjüngen und dann schauen was übrig ist.
den rückschnitt mache ich immer spätestens anfang märz, je nach witterung.
ist die rose eingezwängelt von begleitpflanzen ist das auch ein guter zeitpunkt, da mal luft zu machen.
RE: Verjüngungsschnitt - maryrose - 08.02.12
Danke für eure Antworten.
Zwei Tipps seh ich als besonders wichtig an: Nicht alles auf einmal runterschneiden
und die Umgebung auslichten, damit die Ch.A. auch von unten genug Luft und Licht bekommt.
Ich werde eure Tipps dann auch auf "Schneewittchen" und "Mary Rose" anwenden, die sehen auch ein wenig staksig aus und haben zu dünne Triebe. Ihr habt mir Mut gemacht - und ich hoffe der hält dann auch an, wenn ich die Schwere in der Hand halte
- sonst könnt ihr mir im Frühjahr dann noch einmal Beistand leisten.
LG maryrose