14.11.11, 12:59
Gerne komm ich dem Wunsch von Gudrun nach, meine Beiträge zu diesem Thema hier nochmals niederzulegen.
Für die damals sehr engagierten Antworten und Ergänzungen dazu kann ich wohl am einfachsten so danken.:
Eigentlich sollte ich ja meinen Mund halten und nicht schon wieder mal "Gscheitloch" spielen. Aber es tut mir ja sooooo weh, immer mal solche Konfusionen zu lesen. Also bitte entschuldigt, es soll wirklich nur zur besseren Verständigung beitragen.
Die Familie Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae) hat nur eine Gattung, die Gattung Tropaeolum oder Kapuzinerkressen mit etwa 90 Arten, darunter die Art Große Kapuzinerkresse oder Tropaeolum majus - das ist UNSERE Kapuzinerkresse, wie wir sie im Garten kennen.
Von ihr gibt es nun mehrere(wieviel?) Sorten. Alle sind aber botanisch dieselbe Art und kreuzen sich demnach fruchtbar untereinander.
Es ist nun schon ein ganz erheblicher Unterschied, ob danach gefragt wird, ob alle SORTEN von Tropaeolus majus essbar sind ( was mit größter Wahrscheinlichkeit zu bejahen ist) oder alle (ca. 90 Arten) der Gattung Tropaeolum - was uns wahrscheinlich kein Mensch beantworten kann.
Bin ich zu anspruchsvoll, wenn ich hoffe, daß zumindest Gärtner die Bedeutung dieser Begriffe kennen oder zumindest mit der Zeit kennen lernen?
Als kleine Ergänzung noch:
Eines der wesentlichen Kennzeichen der Natur ist die Veränderbarkeit und die damit einhergehende Vielfalt (= Ungleichheit). So finden wir im Frühling neben all den blauen Leberblümchen (Hepatica nobilis) auch einzelne weiße. Wir finden aber auch rosafarbene und heller- oder dunkler blaue und wenn wir genau schauen eine ganze Liste von Merkmalen, die voneinander abweichen. Aber alle sind Hepatica nobilis, Leberblümchen. Die Art hat eben vorwiegend blaue, aber auch weiße Exemplare usf.
Wenn jetzt ein Mensch aber nur weiße haben möchte - weil er sie so besser vermarkten kann, oder einen sonstigen Vorteil daraus zieht - muß er etwas tun.
Er kann z,B. ein schönes weißes nehmen und es immer wieder teilen und so viele daraus machen. Beim Leberblümchen ein recht langwieriges Verfahren, aber bei sehr vielen anderen Pflanzen das übliche Vorgehen. Teilen ist ja z.B. auch das Stecklinge machen, Wurzelschnittlinge aber auch das Veredeln.
Alle damit gewonnenen Pflanzen stammen von einer einzelnen ab, sie sind daher auch untereinander gleich, in der Fachsprache heißt das, sie sind Klone.
Im gärtnerischen Gebrauch werden sie als Sorten bezeichnet und bekommen einen schönen und vielversprechenden Namen, damit sie besser verkauft werden können.
Aber es gibt natürlich noch eine ganze Reihe von mehr oder weniger aufwendigen Techniken, um zu Sorten zu kommen - wir haben ja früher schon z.B. über die Heterosissorten oder F1-Sorten gesprochen. Und das wiederholte Auslesen von guten Pflanzen als Eltern bzw. zur Saatgutgewinnung ist wohl die, mit der der Mensch ursprünglich angefangen hat.
Bei der Sorte hat also irgendwie der Mensch seine Hand im Spiel gehabt. Da er aber schon recht lange seine Hand im Spiel hat, sind von manchen Pflanzen Sorten von Sorten und davon wiederum Sorten entstanden und da muß unser schönes binäres System noch weiter erweitert werden. Wie Martin ja schon so treffend geschrieben hat, bekommen da auch Leute mit Fachwissen manchmal Probleme.
Wohl eines der besten Beispiele dazu sind die Kohlgewächse der Art Brassica oleracea. Dazu gehören z.B. Kraut, Kohl, Kohlrabi, Karfiol, Brokkoli, Sprossenkohl, Krauskohl..... -- und wenn Ihr jetzt wissen möchtet, was den ich mit Kohl meine, dann muß ich schon zur Erweiterung unseres binären Systems greifen, um mich alleine schon im deutschen Sprachraum eindeutig verständlich zu machen. Ich meine Brassica oleracea var. sabauda (das ist international eindeutig) - im deutschen Sprachraum heißt er auch: Wirsing, Wirsching, Wörsching, Welschkraut, Welschkohl, Köhl, Savojkohl oder auch Sawaukohl!
Und wenn die Witwe Bolte in den Keller geht "um vom Sauerkohle sich eine Portion zu hole", holt sie sauer vergorene Brassica oleracea var. capitata - zwar wesentlich weniger poetisch, aber zumindest eindeutig, auch für einen Österreicher, für den eben Kohl Brassica oleracea var. sabauda ist!.
Selbstverständlich gibt es dann für jede der Kohlvarietäten verschiedenste Sorten und damit haben wir schon 4 Namen, die notwendig sind, um im internationalen Verkehr eine Kohlpflanze eindeutig zu bezeichnen.
Ich versteh es, wenn sich da der Gast mit Grausen abwendet! Und grad bei solchen Pflanzen ist ja auch die Flaxerei nach Hüben und Drüben recht lustig.
Herzlichen Gruß aus Tirol
Dieter
Für die damals sehr engagierten Antworten und Ergänzungen dazu kann ich wohl am einfachsten so danken.:
Eigentlich sollte ich ja meinen Mund halten und nicht schon wieder mal "Gscheitloch" spielen. Aber es tut mir ja sooooo weh, immer mal solche Konfusionen zu lesen. Also bitte entschuldigt, es soll wirklich nur zur besseren Verständigung beitragen.
Die Familie Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae) hat nur eine Gattung, die Gattung Tropaeolum oder Kapuzinerkressen mit etwa 90 Arten, darunter die Art Große Kapuzinerkresse oder Tropaeolum majus - das ist UNSERE Kapuzinerkresse, wie wir sie im Garten kennen.
Von ihr gibt es nun mehrere(wieviel?) Sorten. Alle sind aber botanisch dieselbe Art und kreuzen sich demnach fruchtbar untereinander.
Es ist nun schon ein ganz erheblicher Unterschied, ob danach gefragt wird, ob alle SORTEN von Tropaeolus majus essbar sind ( was mit größter Wahrscheinlichkeit zu bejahen ist) oder alle (ca. 90 Arten) der Gattung Tropaeolum - was uns wahrscheinlich kein Mensch beantworten kann.
Bin ich zu anspruchsvoll, wenn ich hoffe, daß zumindest Gärtner die Bedeutung dieser Begriffe kennen oder zumindest mit der Zeit kennen lernen?
Als kleine Ergänzung noch:
Eines der wesentlichen Kennzeichen der Natur ist die Veränderbarkeit und die damit einhergehende Vielfalt (= Ungleichheit). So finden wir im Frühling neben all den blauen Leberblümchen (Hepatica nobilis) auch einzelne weiße. Wir finden aber auch rosafarbene und heller- oder dunkler blaue und wenn wir genau schauen eine ganze Liste von Merkmalen, die voneinander abweichen. Aber alle sind Hepatica nobilis, Leberblümchen. Die Art hat eben vorwiegend blaue, aber auch weiße Exemplare usf.
Wenn jetzt ein Mensch aber nur weiße haben möchte - weil er sie so besser vermarkten kann, oder einen sonstigen Vorteil daraus zieht - muß er etwas tun.
Er kann z,B. ein schönes weißes nehmen und es immer wieder teilen und so viele daraus machen. Beim Leberblümchen ein recht langwieriges Verfahren, aber bei sehr vielen anderen Pflanzen das übliche Vorgehen. Teilen ist ja z.B. auch das Stecklinge machen, Wurzelschnittlinge aber auch das Veredeln.
Alle damit gewonnenen Pflanzen stammen von einer einzelnen ab, sie sind daher auch untereinander gleich, in der Fachsprache heißt das, sie sind Klone.
Im gärtnerischen Gebrauch werden sie als Sorten bezeichnet und bekommen einen schönen und vielversprechenden Namen, damit sie besser verkauft werden können.
Aber es gibt natürlich noch eine ganze Reihe von mehr oder weniger aufwendigen Techniken, um zu Sorten zu kommen - wir haben ja früher schon z.B. über die Heterosissorten oder F1-Sorten gesprochen. Und das wiederholte Auslesen von guten Pflanzen als Eltern bzw. zur Saatgutgewinnung ist wohl die, mit der der Mensch ursprünglich angefangen hat.
Bei der Sorte hat also irgendwie der Mensch seine Hand im Spiel gehabt. Da er aber schon recht lange seine Hand im Spiel hat, sind von manchen Pflanzen Sorten von Sorten und davon wiederum Sorten entstanden und da muß unser schönes binäres System noch weiter erweitert werden. Wie Martin ja schon so treffend geschrieben hat, bekommen da auch Leute mit Fachwissen manchmal Probleme.
Wohl eines der besten Beispiele dazu sind die Kohlgewächse der Art Brassica oleracea. Dazu gehören z.B. Kraut, Kohl, Kohlrabi, Karfiol, Brokkoli, Sprossenkohl, Krauskohl..... -- und wenn Ihr jetzt wissen möchtet, was den ich mit Kohl meine, dann muß ich schon zur Erweiterung unseres binären Systems greifen, um mich alleine schon im deutschen Sprachraum eindeutig verständlich zu machen. Ich meine Brassica oleracea var. sabauda (das ist international eindeutig) - im deutschen Sprachraum heißt er auch: Wirsing, Wirsching, Wörsching, Welschkraut, Welschkohl, Köhl, Savojkohl oder auch Sawaukohl!
Und wenn die Witwe Bolte in den Keller geht "um vom Sauerkohle sich eine Portion zu hole", holt sie sauer vergorene Brassica oleracea var. capitata - zwar wesentlich weniger poetisch, aber zumindest eindeutig, auch für einen Österreicher, für den eben Kohl Brassica oleracea var. sabauda ist!.
Selbstverständlich gibt es dann für jede der Kohlvarietäten verschiedenste Sorten und damit haben wir schon 4 Namen, die notwendig sind, um im internationalen Verkehr eine Kohlpflanze eindeutig zu bezeichnen.
Ich versteh es, wenn sich da der Gast mit Grausen abwendet! Und grad bei solchen Pflanzen ist ja auch die Flaxerei nach Hüben und Drüben recht lustig.
Herzlichen Gruß aus Tirol
Dieter
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.11.11, 13:00 von Dieter Oswald.)