10.03.12, 19:25
Liebe Freunde,
ich bin gerade auf einen Beitrag gestoßen, der wiederum mal die Frage nach dem "gut" oder "schlecht" von F-1-Hybriden stellt. Ich stelle euch daher hier einen Beitrag aus früheren Jahren herein, der dieses Thema (bei Tomaten) - behandelt hat - es gab darüber schon sehr viele fruchtbare Diskussionen - möglicherweise hier wieder:
"Also zuerst mal zu den Tomaten ganz spezifisch. Bei uns sind sie fast zur Gänze Selbstbefruchter, also Inzuchtsorten und das bedeutet wiederum, daß sie sehr weitgehend reinerbig (das Gegenteil ist gemischterbig) sind. Für die Züchtung von F1- Hybriden (früher oft auch als "Heterosissorten" bezeichnet) ist dies ein großer Vorteil, denn bei anderen Pflanzenarten, die zum allergrößten Teil Fremdbefruchter und damit gemischterbig sind, ist als erster Schritt die (jahrelange) Züchtung von Inzuchtlinien (mit gelenkter Selbstbefruchtung) erforderlich, um reinerbige Inzuchtlinien zu erhalten.
Bei der gezielten Kreuzung von 2 unterschiedlichen reinerbigen Eltern - (bei den Tomaten könnten das somit irgendwelche schon vorhandene alte Sorten sein, die durch jahrelange Vermehrung nach Selbstbefruchtung reinerbig sind)- weiß man zwar nicht, was rauskommt, aber EINES ist Gewiss - die Nachkommen dieser Kreuzung sind uniform - es trifft die erste Mendel´sche Regel, die Uniformitätsregel zu. Wenn man aber eine Kreuzungskombination findet, die wesentlich besser ist, als die beiden Ausgangssorten, so kann man diese auswählen und das gute Ergebnis in weiteren Jahren immer wieder erwarten - eine neue F1-Sorte ist geboren!
Und nun möchte ich Dich bitten, schau Dir mal zum besseren Verständnis einen meiner früheren Beiträge an, den ich zum Thema Mutation (mit der gütigen Hilfe von einer guten Flasche Blaufränkischen) geschrieben habe. Als Gemeinschaftsprojekt von 2 Firmen zum Aufbau des Gebäudes Pflanze tragen viele Professionisten (die Gene) bei, wobei jeweils 2 nebeneinander zum gleichen Zweck abkommandiert sind, je einer von der einen Firma (der Mutterpflanze) und der andere von der anderen (dem Vater).
Unsere durch Innzucht reinerbigen Eltern gleichen einer Firma, die zwar insgesamt gut funktioniert, aber schon lange keinen Wissens- und Kenntnisaustausch mit anderen hatte. In einigen Teilbereichen ist die Leistung super, in anderen wieder weniger. Und es mag sogar in einzelnen Abteilungen rechte Nieten geben, die aber nicht so stark auffallen, weil andere wiederum umso besser sind.
Im neuen Gemeinschaftsprojekt aber ist die Wahrscheilichkeit recht groß, daß an die meisten Stellen zumindest von einer Seite ein Professionist kommt, der seine Arbeit gut versteht und meistens reicht auch einer von den Zweien, um ganze Arbeit zu leisten. Dadurch wird die Gesamtleistung der neuen Pflanze besser, als die der beiden Ausgangspflanzen. Dies nennt man den "Heterosiseffekt". Aber auch im Tierreich ist dieser Effekt lange bekannt und wird als das "Luxurieren der Bastarde" bezeichnet.
Du siehst also, ein F1-Hybrid ist nichts wirklich künstliches oder gar gefährliches.
Es sind nur 3 Dinge, die man kritisch betrachten muß.
Erstens muß F1-Saatgut VIEL teurer sein, als normales Saatgut, weil dafür VIEL mehr Aufwand zur Gewinnung notwendig ist. Daher die Frage - zahlt es sich aus?
Zweitens die Tatsache, daß man von F1-Hybriden vernünftigerweise kein Saatgut gewinnen soll, denn die Nachkommen spalten auch bei Selbstbefruchtung auf, jede Pflanze ist mehr oder weniger anders und der Durchschnittsertrag des Gesamtbestandes liegt wahrscheinlich sogar viel tiefer, als er bei den Elternsorten (die nur der Züchter kennt) war. F1-Saatgut muß also jedes Jahr zugekauft werden und Du mußt entscheiden, ob Du es akzeptieren kannst, am Tropf des Saatgutproduzenten zu hängen.
Zuletzt die Tatsache, daß alle Pflanzen einer F1-Sorte ganz gleich sind. Dies ist zwar bei Tomaten nicht relevant - auch Tomaten einer alten Sorte sind gleich, wohl aber bei anderen Gemüsesorten, wie z.B. Salat. Es mag für den Erwerbsgärtner nützlich sein, wenn er alle Salatköpfe am gleichen Tag ernten und vermarkten kann, für den Hausgarten ist es sicher nicht vorteilhaft. Da freut´s den Gärtner, wenn er über einen größeren Zeitraum hinweg immer wieder Salatköpfe ernten kann, weil sie ein bißchen unterschiedlich schnell sich entwickeln.
Ich weiß im Moment wirklich nicht, was in meinem Beitrag jetzt noch neu ist, weil ich doch schon vor länger Zeit damit zu schreiben begonnen habe, hege aber doch die Hoffnung daß er nicht ganz für die Katz ist!"
...und das hoffe ich auch jetzt wieder!
Mit herzlichen Grüßen aus Tirol,
wo immer noch viel Schnee liegt!
Dieter
PS.: Ihr habt sicher inzwischen mitgekriegt, daß insbesondere die kartoffelblättrigen Tomaten auch verkreuzungsgefährdet sein können!
ich bin gerade auf einen Beitrag gestoßen, der wiederum mal die Frage nach dem "gut" oder "schlecht" von F-1-Hybriden stellt. Ich stelle euch daher hier einen Beitrag aus früheren Jahren herein, der dieses Thema (bei Tomaten) - behandelt hat - es gab darüber schon sehr viele fruchtbare Diskussionen - möglicherweise hier wieder:
"Also zuerst mal zu den Tomaten ganz spezifisch. Bei uns sind sie fast zur Gänze Selbstbefruchter, also Inzuchtsorten und das bedeutet wiederum, daß sie sehr weitgehend reinerbig (das Gegenteil ist gemischterbig) sind. Für die Züchtung von F1- Hybriden (früher oft auch als "Heterosissorten" bezeichnet) ist dies ein großer Vorteil, denn bei anderen Pflanzenarten, die zum allergrößten Teil Fremdbefruchter und damit gemischterbig sind, ist als erster Schritt die (jahrelange) Züchtung von Inzuchtlinien (mit gelenkter Selbstbefruchtung) erforderlich, um reinerbige Inzuchtlinien zu erhalten.
Bei der gezielten Kreuzung von 2 unterschiedlichen reinerbigen Eltern - (bei den Tomaten könnten das somit irgendwelche schon vorhandene alte Sorten sein, die durch jahrelange Vermehrung nach Selbstbefruchtung reinerbig sind)- weiß man zwar nicht, was rauskommt, aber EINES ist Gewiss - die Nachkommen dieser Kreuzung sind uniform - es trifft die erste Mendel´sche Regel, die Uniformitätsregel zu. Wenn man aber eine Kreuzungskombination findet, die wesentlich besser ist, als die beiden Ausgangssorten, so kann man diese auswählen und das gute Ergebnis in weiteren Jahren immer wieder erwarten - eine neue F1-Sorte ist geboren!
Und nun möchte ich Dich bitten, schau Dir mal zum besseren Verständnis einen meiner früheren Beiträge an, den ich zum Thema Mutation (mit der gütigen Hilfe von einer guten Flasche Blaufränkischen) geschrieben habe. Als Gemeinschaftsprojekt von 2 Firmen zum Aufbau des Gebäudes Pflanze tragen viele Professionisten (die Gene) bei, wobei jeweils 2 nebeneinander zum gleichen Zweck abkommandiert sind, je einer von der einen Firma (der Mutterpflanze) und der andere von der anderen (dem Vater).
Unsere durch Innzucht reinerbigen Eltern gleichen einer Firma, die zwar insgesamt gut funktioniert, aber schon lange keinen Wissens- und Kenntnisaustausch mit anderen hatte. In einigen Teilbereichen ist die Leistung super, in anderen wieder weniger. Und es mag sogar in einzelnen Abteilungen rechte Nieten geben, die aber nicht so stark auffallen, weil andere wiederum umso besser sind.
Im neuen Gemeinschaftsprojekt aber ist die Wahrscheilichkeit recht groß, daß an die meisten Stellen zumindest von einer Seite ein Professionist kommt, der seine Arbeit gut versteht und meistens reicht auch einer von den Zweien, um ganze Arbeit zu leisten. Dadurch wird die Gesamtleistung der neuen Pflanze besser, als die der beiden Ausgangspflanzen. Dies nennt man den "Heterosiseffekt". Aber auch im Tierreich ist dieser Effekt lange bekannt und wird als das "Luxurieren der Bastarde" bezeichnet.
Du siehst also, ein F1-Hybrid ist nichts wirklich künstliches oder gar gefährliches.
Es sind nur 3 Dinge, die man kritisch betrachten muß.
Erstens muß F1-Saatgut VIEL teurer sein, als normales Saatgut, weil dafür VIEL mehr Aufwand zur Gewinnung notwendig ist. Daher die Frage - zahlt es sich aus?
Zweitens die Tatsache, daß man von F1-Hybriden vernünftigerweise kein Saatgut gewinnen soll, denn die Nachkommen spalten auch bei Selbstbefruchtung auf, jede Pflanze ist mehr oder weniger anders und der Durchschnittsertrag des Gesamtbestandes liegt wahrscheinlich sogar viel tiefer, als er bei den Elternsorten (die nur der Züchter kennt) war. F1-Saatgut muß also jedes Jahr zugekauft werden und Du mußt entscheiden, ob Du es akzeptieren kannst, am Tropf des Saatgutproduzenten zu hängen.
Zuletzt die Tatsache, daß alle Pflanzen einer F1-Sorte ganz gleich sind. Dies ist zwar bei Tomaten nicht relevant - auch Tomaten einer alten Sorte sind gleich, wohl aber bei anderen Gemüsesorten, wie z.B. Salat. Es mag für den Erwerbsgärtner nützlich sein, wenn er alle Salatköpfe am gleichen Tag ernten und vermarkten kann, für den Hausgarten ist es sicher nicht vorteilhaft. Da freut´s den Gärtner, wenn er über einen größeren Zeitraum hinweg immer wieder Salatköpfe ernten kann, weil sie ein bißchen unterschiedlich schnell sich entwickeln.
Ich weiß im Moment wirklich nicht, was in meinem Beitrag jetzt noch neu ist, weil ich doch schon vor länger Zeit damit zu schreiben begonnen habe, hege aber doch die Hoffnung daß er nicht ganz für die Katz ist!"
...und das hoffe ich auch jetzt wieder!
Mit herzlichen Grüßen aus Tirol,
wo immer noch viel Schnee liegt!
Dieter
PS.: Ihr habt sicher inzwischen mitgekriegt, daß insbesondere die kartoffelblättrigen Tomaten auch verkreuzungsgefährdet sein können!