Natur ringsumher ist schon mal das Problem.
- Unmittelbare Umgebung ist eine Siedlung der Rasen~Rhododendron - Fraktion.
- Fahre ich mit dem Fahrrad " hinaus", gibt's Maisfelder, Maisfelder ...
saftige Löwenzahnwiesen ohne sonstige Wildkräuter - Flussufer bis ans
Äußerste gepflügt - krankes Koniferenwaldstück - Mischwald für Jogger,
nebenbei zur körperlichen Ertüchtigung so Sportstationen mit Anweisungen ...
- nur das hiesige "Himmelmoor" hat noch ein paar wenige fast ursprüngliche
Plätze, ansonsten Reitwege etc.
Da bleibt im Speckgürtel Hamburgs nur im eigenen Gärtchen Natur soviel wie möglich machen zu lassen ... Lernerfahrungen halt ...
Im letzten Jahr habe ich mich halb dusslig gefreut, an einem lauen Sommerabend das erste Mal Fledermäuse über meinem Garten zu entdecken. Die müssen da doch Beutetiere entdeckt haben, die meine Pflanzen "beernten" ...
Das ist für mich in dieser Gegend " Garten"
LG Gudrun
Für viele Städter ist ein Garten wohl erst einmal Oase und Natur, weil sie so fehlt. Für die Alten war er vielleicht eher ein Schutzgebiet vor der wilden Natur.
Ähnlich widersprüchlich habe ich selber meine Gärten erlebt. Im ersten, in dem vorher kein Kräutlein wachsen durfte, hab ich die Natur erst einmal hereingeholt und mich heimelig gefühlt mit ihr, im großen Gelände jetzt muss ich mich schon manchmal davor schützen. Mich nicht (außer vor Brennesseln und Bremsen), aber die Saaten, die Blumen und das Gemüse und die Flächen, die ich freihalten will von der Wildnis.
Ein Garten ist eigentlich immer so ein Balanceakt. Wie kriege ich möglichst viele Interessen in Einklang gebracht. Die der Tiere, die hier wohnen, der Pflanzen, die ihr Recht darauf haben und meine eigenen. Die sind, dass ich nicht nur Giersch und Brennesseln essen will, dass ich neben Rainfarn und Weidenröschen auch rosa Sonnenhut, Ringelblumen und Stockrosen als Farben brauche und dass ich mich beim Verlassen des Hauses nicht gleich der Brennesseln und Disteln erwehren will.
Mein erstes eigener-Garten-Erlebnis war ein Gefühl von einer überwältigenden Verantwortung. Wie kann mir ein Stück Erde gehören, das gleichzeitig so vielen anderen Lebewesen gehört, die nicht zum Notar gehen konnten und es war von Anfang an klar, dass ich mir dieses Stück Erde mit ihnen teilen muss.
Das hört sich so friedlich an, aber ein Garten ist immer auch ein Kampf mit Natur. Jedes Jäten ist das, ich fühle mich da oft als Pflanzenmörderin – aber ich tu’s trotzdem, sonst wär’s kein Garten und könnt ich mich dort nicht mehr bewegen.
Liebe Grüße, Lilli
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.09.11, 01:42 von Lilli.)
Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen
...ach, wie schön hast Du das geschrieben, liebe Lilli, Du Poetin.
Mein Garten liegt nicht direkt am Haus und oft schaffe ich es tagelang nicht hin zu kommen. Und wenn ich dann da bin, habe ich oft nicht die Zeit, alles "schön" zu pflegen. Weil einfach anderes wichtiger ist. Aber immer wieder merke ich, dass ich dieses Chaos liebe und auch brauche. Hier ein "Unkraut" da ein irgendwasgrün, das nicht geplant war.
Mein Garten ist ein Paradies, in dem ich mich wohlfühlen kann und möchte. Wächst da irgendwas quer, nehme ich das gerne hin und erfreue mich daran. Viele Kombinationen sind so schon entstanden, die farblich ausgesprochen schön sind.
Löwenzahn wächst bei uns wie irre. Der muss immer wieder ausgemacht werden, damit er nichts überwuchert bzw. niemandem die Luft wegnimmt. Aber ich habe festgestellt, dass da, wo vorher alles voller Löwenzahn stand, die Erde wunderbar vorbereitet ist, für Neupflanzungen. So habe ich mein für nächstes Frühjahr geplantes Gemüsebeet neben den Erdbeeren verlöwenzahnen lassen.
Brennesseln lasse ich gerne stehen, damit sie für Salat, Tee und Jauche da sind. Ausserdem mag ich die Pflanze sehr. Wenn sie nicht gerade da wächst, wo sie uns ständig piekt, darf sie bleiben.
Also, alles in allem mag ich meine Wildnis. Sie lehrt mich geduldig zu sein und den Blicken der Lineal-Gärtner-Nachbarn stolz stand zu halten.
Seid lieb gegrüßt
von Libellenzauber - Wildniswohlfühlerin
Lebe jeden Augenblick,
Lache jeden Tag,
Liebe unbeschreiblich
für mich ist mein garten das mitnehmen meiner kindheit (ich bin aus dem bayrischen wald)in mein jetziges zuhause.(münchner umland) ich liebe alle bauerngartenpflanzen.zb.pfingstrosen,tränendes herz,akelei duftwicken usw.wenn ich in meinem garten bin fühle ich mich geborgen.ich denke dann auch viel an meine familie und fühle mich besonders mit meiner mama verbunden.sie hat mich die liebe zu den pflanzen und zu den kleinen dingen des lebens gelehrt.
In Gudruns Fall ist ihr Garten also ein Stück "Ersatz-Natur", um der Arten-Armut der Umgebung ein bißchen Lebensraum für Tiere entgegen zu setzen...Das ist gleichzeitig traurig (wegen der lebensfeindlichen Umgebung) und schön (weil das Konzept wohl funktioniert).
Bei euch anderen scheint es ähnlich zu sein wie bei mir: Ein Balance-Akt zwischen Gewährenlassen von allem, was sich von selbst ansät und dem, was man "eigentlich" gerne blühen und wachsen sehen möchte...
Im Hausgarten hab ich den Kampf gegen Pflanzen, die sich von selber angesiedelt haben (und immer mehr ausbreiten) schon fast verloren, was mich sehr traurig macht.
Im Rosenpark brauch ich sehr viel Kraft, um ihn in einem (na ja fast) "Schaugarten-Zustand" zu erhalten.
Lebensraum für viele Insekten, Amphibien, Schmetterlinge, Vögel und andere Tiere (im Rosenpark z.B. eine Hasenfamilie und in beiden Gärten - leider! - viele Wühlmäuse) waren/sind beide. Mehr Brennesseln etc würden da m.E. die Lebensbedingungen nicht wesentlich verbessern.
Im Rosenpark siedeln sich seit Bepflanzungsbeginn - und besonders nach der Teichanlage - immer mehr verschiedene Tiere an. Die letzten Neuzugänge sind Schafstelze und eine rötliche Eidechsenart (Name vergessen, Altersheimer :-/).
Zum Glück brauche ich dort also wohl keine allzu invasiven Pflanzen stehen zu lassen, um die Artenvielfalt zu erhalten oder zu fördern, es klappt offensichtlich auch so.
Der Umgang mit potentiell invasiven Pflanzen muß bei einer großen Anlage mit wenig "Personalstunden" zwangsläufig ein anderer sein als bei einer kleineren, wo mehr Zeit zur Pflege zur Verfügung ist:
Anfangs hab ich auch nach dem Motto gehandelt "Erstmal wachsen lassen und gucken ob´s passt" (zumal zum Konzept auch die Wiederansiedlung seltener, einheimischer Wildpflanzen wie z.B. echte Kornblume und Kornrade gehört).
Inzwischen hab ich keine andere Wahl mehr, als bei bestimmten Pflanzen sofort rigoros durchzugreifen: Der Arbeits-Aufwand, sonst später ganze Kolonien entfernen zu müssen ist einfach nicht zu schaffen :-/
Aus diesem Grund müssen z.B. die wunderschönen Malva moschata aus den Beeten weichen, Geum sofort bei Erscheinen gerodet und andere Wildpflanzen zumindest am Versamen gehindert werden.
Herr Korsch (der den wunderschönen Paradiesgarten in Mecklenburg-Vorpommern angelegt hat) sagte: "Man kann nicht gegen die Natur arbeiten".
- Das stimmt unbedingt. Aber [b]wieviel[/b] Natur man in einem Garten zulassen kann, damit es einer bleibt (wenn er es bleiben soll), ist von Fall zu Fall verschieden.
Ich finde aber, daß man auch bei der täglichen Auseinandersetzung mit dieser Frage sehr viel über die Natur lernen kann.
für mich ist der Garten in erster Linie Lebensraum. In meiner Signatur nehme ich Bezug auf den ersten Garten der Welt, und die zunehmende Verstädterung meiner Umwelt sehe ich mit Besorgnis. Steinerne Großstadtdschungel sind nun mal keine artgerechte Haltung des Menschen, was man immer wieder an den Kindern sieht, die in diesen Betonwüsten aufwachsen müssen. Die ehemalige DDR hat hier sehr eindrucksvolle Feldversuche durchgeführt.
Es ist für mich schon wichtig, daß im Garten auch was Eßbares außer Giersch und Brennnesseln wächst, weil ich viele Mäulchen mit gesunden Sachen füttern will. Aber schon die Tatsache, im Garten zu "sein", hat für mich etwas Belebendes. Auf Erde stehen, andere Lebewesen zu spüren, Jahreszeiten und Wetter zu erleben, natürliches Licht, all das sind Dinge, die ich in den Jahren von Schichtdienst und rollender Woche schmerzlich vermißt habe.
Der Garten heilt mich, macht mich wieder eins mit mir und der Natur. Und das tröstet mich, wenn die Schnecken geerntet haben, bevor etwas gewachsen war...
Hola beisammen,
jetzt habe ich es doch noch geschafft hierher zu gelangen.
Geboren in der ehemaligen DDR bin von klein auf mit meinen Grosseltern in den Garten gegangen. Diese hatten einen Garten in einer Kleingärtneranlage. Dort wurde ich für mein weiteres Leben geprägt. Es war gar nicht anders möglich an Obst und Gemüse zu kommen, von der Frische mal ganz zu schweigen. Überhaupt habe ich in meiner Kindheit gelernt so weit wie möglich Selbstversorgung zu betreiben. Meine Grosseltern hielten im Hof in der Stadt, wie so viele andere Leute, Kaninchen. Ich kannte bis zu meinem 11. Lebensjahr gar kein anderes Fleisch.
Auch in meinem weiteren Leben spielte ein Garten eine grosse Rolle. Nun hier in Spanien kann ich mich auf eigenem Land und in angenehmem Klima meiner Passion voll und ganz widmen. Eine grosse Freude bereitet es mir meinen Enkeln bei deren Besuchen die Pflanzen- und Tierwelt näher zu bringen. Meine Kinder haben nicht so grosses Interesse am gärtnern, aber das überspringt ja manchmal eine Generation.
Grüssle
Gesine
das ist ja mal ein schönes und interessantes Thema. Ich finde, da können wir viel voneinander lernen und verstehen so auch manche Einträge von anderen Mitgliedern besser, denn jeder Boden, jedes Umfeld und vor allem jedes Gartenbedürfnis ist anders
Mein Garten ist nach wie vor ein großes Experimentierfeld für mich (geborene Stadtpflanze). Umgeben bin ich von recht viel grün, nachbarschaftlich vorwiegend gepflegtes rasen-, koniferen- und rhodo-grün, darüber hinaus Kuhweiden und intensiv gedüngte Maisstücke. Der Boden meiner unmittelbaren Umgebung ist fast schierer Sand, auf dem vormals nur magere Weiden waren.
Jetzt, beim schreiben, fällt mir auf, dass es recht schwierig ist zu beschreiben, was Garten für mich ist. Auf jeden Fall eine Oase der Erholung ist er, egal ob ich dort arbeite oder faul in der Hängematte liege. Beim Arbeiten vergesse ich manchmal die Zeit, übergehe Hunger und Durst, kann mich absolut darin verlieren. Anschließend merke ich, wie erholt ich mich fühle, obwohl ich müde, hungrig und durstig bin. Natürlich kann Garten auch stressen, eben wenn man "gegenan" arbeiten muss, entweder gegen die Zeit oder die überhand nehmenden Unkräuter.
Garten ist für mich aber auch immer wieder ein Erstaunen über das, was die Natur hervorbringt. Sei es eine große kräftige Tomatenpflanze aus einem so winzigen Samen, eine sich meterlang hinrankende Kürbis- oder in die Höhe schießende Bohnenpflanze, immer wieder vorher nicht gesehende (oder nicht bemerkte) Insekten oder auch das intensive Zusammenspiel der Natur. Unser Nachbar hat z.B. im letzten Jahr einen Hügel von Brennesseln "befreit" - in diesem Jahr vermisse ich die Admirale auf meinem Wasserdost. Ich beobachte auch gerne das Leben im Gartenteich, erst seitdem wir die Fische verbannt haben, haben sich Molche eingestellt. Außerdem kann ich in meinem Garten experimentieren, kann ausprobieren, ob nicht doch eine Pflanze hier wächst, von der andere sagen, das wächst bei dir niemals. Mit der Zeit habe ich aber auch lernen müssen, dass Boden- und Klimaverhältnisse mir z.T. enge Grenzen setzen, die ich z.B. mit Hochbeeten und GWH aber überlisten kann Im übrigen bedeutet Garten für mich auch ein Stück Freiheit, auf das ich nicht mehr verzichten möchte.
Liebe Grüße
Ute - heute bei Bärenwind und Regen nicht so experimentierfreudig
Jaaa! Genau: Der Garten als kleines Fleckchen "Paradies" in dem man dem Universum und sich selbst nah sein kann...
Und was zu essen gehört natürlich unbedingt dazu: Ungespritzt, unbehandelt- "Paradies-Früchte" eben...
Für viele Menschen (seltsamerweise auch solche [b]m i t[/b] Zeit) ist ein Garten eher eine Art "Außen-Wohnzimmer", das möglichst "statisch" (also pflegeleicht) sein soll und nur gewissen Mode-Trends bei der "Einrichtung" unterworfen wird. Ein Platz zum in-der-Sonne-Liegen und Grillen, aber bitte auf keinen Fall zum körperliche-Arbeit-Reinstecken.
Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich diejenigen, für die der Garten einfach ein weiteres Stück Natur sein soll, jeweder Eingriff oder jede "Selektion" von erwünschten/unerwünschten Pflanzen wird abgelehnt.
Die meisten Gärtner befinden sich irgendwo dazwischen - Zumindest diejenigen, die sich so sehr für das Thema interessieren, daß sie darüber im Netz schreiben und/oder nach Informationen suchen.
Je nach Zeitalter und Zivilisation ist der Begriff "Garten" wahrscheinlich unterschiedlich:
Ich könnte mir z.B. vorstellen, daß die Bedeutung eines Stücks Land, das man gegen die Natur (in Form von Nahrungskonkurrenz durch Tiere) einzäunt, um dringend benötigte Lebensmittel anzubauen, eine ganz andere, "überlebenswichtigere" (und in vielen Ländern noch/wieder) ist.
Oder die eines Stücks Land, das in Abgrenzung zum Feudalherrn eingezäunt und bewirtschaftet wird...
Für Menschen früherer Zeiten und/oder anderer Zivilisationen war/ist "Natur" ja eher was Bedrohliches als etwas Schützenswertes. - So ein Stück Land, voll mit Früchten und Gemüse, die man mit seiner Familie "für sich" aufessen/einlagern kann kann dann eine etwas andere Version vom Garten Eden sein als sie es heute und für die meisten von uns darstellt.
Die Muße für Naturbeobachtungen hatten/haben diese Menschen ja gar nicht und unsere (teilweise) Toleranz gegenüber Nahrungskonkurrenten (wie Raupen, Schnecken, Hasen z.B.) wäre für sie wahrscheinlich unverständlicher Luxus.
Für uns "zivilisationsmenschen" dagegen ist der Garten als Nahrung für die Seele meist wichtiger als möglichst hohe, reale Erträge. Daß wir uns über Nahrung aus dem eigenen Garten freuen können, aber (noch?) nicht zwingend
darauf angwewiesen sind, ist weahrscheinlich wirklich ein kleiner Luxus...Ich hoffe, daß er uns noch lange erhalten bleibt (auch wenn die Zweifel größer werden).