23.05.14, 21:29
Das war eine Reform in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende, 1. Juli 2003 glaube ich. Sie bezog sich auf rein pflanzliche Heilmittel und besonders auf die, die schon sehr lange (mind. vor dem 2. WK, teilweise schon im 19. Jhdt.) auf dem Markt waren. Ein Argument lautete:
* Die modernen Prüfmethoden wurden da nicht angewandt bei der Zulassung und selbst wenn es bislang keinerlei Schädigungen oder Verdacht auf Schädigung der Patienten gegeben hat: das muss neu zugelassen werden.
Diese Verfahren kosten ein Heidengeld, die meist kleinen Pharma-Unternehmen, die das hergestellt haben, konnten sich diese Zulassungsverfahren nicht leisten. Ihnen blieb die Wahl, die Medis vom Markt zu nehmen oder außerhalb des Pharmamarktes etwas zu verkaufen. Ich erinnere mich, dass jemand mal für Bayern ausgerechnet hat, dass das allein dort 17.000 Arbeitsplätze gekostet habe, weil damit viele kleine Firmen vom Markt verschwanden. Überlebt haben die, die erfolgreich in den Kosmetikbereich abgewandert sind und einige Mittelständler, die fusioniert und die Kleinen aufgekauft haben. Mein Hund war davon unmittelbar betroffen, weil sein Herzleiden mit dem alten Oxacant (Tabletten) sehr gut zu behandeln war. Als es vom Markt verschwand, ging das Theater mit der Stückelung los: die Wirkstoffe mussten einzeln besorgt und dann per Hand zuhause gemischt werden. Das haben wir knapp 1 Jahr lang geschafft. Dann verschwand ein nach der Novelle neu auf dem Markt erschienenes Medikament - cactus compositum - wieder aus den Apotheken. Der Hersteller saß bei Hannover, ein Kollege kannte den Vorstand sehr gut persönlich und fragte für mich nach. Antwort: "Das Präparat hat unsere Gewinnerwartungen nicht erfüllt. Deshalb haben wir die Produktion eingestellt." Für meinen Hund war das lebensgefährlich: sein Herzleiden konnte nicht mehr behandelt werden, weil er die noch am Markt erhältlichen Medikamente nicht vertrug. Gestorben ist er allerdings am 2. April 2005 an Krebs. Hintergrund der Lobbyarbeit der Pharmariesen war die Gier, den kleinen Markt der Phytopharmaca auch noch unter Kontrolle zu bekommen. Dann folgte - s.o. - die Ernüchterung: der Markt war nicht so lukrativ wie erhofft und damit verschwanden bewährte althergebrachte Medikamente endgültig vom Markt. Die kleinen Unternehmen haben sich von diesem Schlag nicht mehr erholt.
* Argument 2 von U.S. lautete: "Die Ärzte sind ja auch damit überfordert, wenn sie mehr als drei Wirkstoffe auf Verträglichkeit mit anderen Präparaten überprüfen müssen. Die verlieren da ja den Überblick." In Klartext: deutsche Ärzte können nicht weiter als bis Drei zählen.
@ Brigitte: Wenn mehr als drei Inhaltsstoffe angegeben sind, ist mindestens eines davon nicht offiziell als Wirkstoff deklariert bzw. die Wirkung nicht "wissenschaftlich" nachgewiesen, die beigegebene Menge ist dann aber so hoch, dass die Zutat genannt werden muss - oder man hat die Vorschriften gelockert, - weiß ich nicht, weil ich das nach dem Tod dieses Hundes nicht weiter intensiv verfolgt habe.
Inse
Nachtrag: das bedeutet u.a., dass pflanzliche Wirkstoffe, die derzeit noch nicht als "Wirkstoff" anerkannt sind (und als wirkungslos angesehen werden), in dem Augenblick, in dem die Wirksamkeit nachgewiesen und anerkannt ist, wieder unter die Dreier-Regelung fallen - also aus dem bisherigen Medikament entfernt werden müssen. - Merkwürdige Art der Forschungsförderung am Standort Deutschland...
* Die modernen Prüfmethoden wurden da nicht angewandt bei der Zulassung und selbst wenn es bislang keinerlei Schädigungen oder Verdacht auf Schädigung der Patienten gegeben hat: das muss neu zugelassen werden.
Diese Verfahren kosten ein Heidengeld, die meist kleinen Pharma-Unternehmen, die das hergestellt haben, konnten sich diese Zulassungsverfahren nicht leisten. Ihnen blieb die Wahl, die Medis vom Markt zu nehmen oder außerhalb des Pharmamarktes etwas zu verkaufen. Ich erinnere mich, dass jemand mal für Bayern ausgerechnet hat, dass das allein dort 17.000 Arbeitsplätze gekostet habe, weil damit viele kleine Firmen vom Markt verschwanden. Überlebt haben die, die erfolgreich in den Kosmetikbereich abgewandert sind und einige Mittelständler, die fusioniert und die Kleinen aufgekauft haben. Mein Hund war davon unmittelbar betroffen, weil sein Herzleiden mit dem alten Oxacant (Tabletten) sehr gut zu behandeln war. Als es vom Markt verschwand, ging das Theater mit der Stückelung los: die Wirkstoffe mussten einzeln besorgt und dann per Hand zuhause gemischt werden. Das haben wir knapp 1 Jahr lang geschafft. Dann verschwand ein nach der Novelle neu auf dem Markt erschienenes Medikament - cactus compositum - wieder aus den Apotheken. Der Hersteller saß bei Hannover, ein Kollege kannte den Vorstand sehr gut persönlich und fragte für mich nach. Antwort: "Das Präparat hat unsere Gewinnerwartungen nicht erfüllt. Deshalb haben wir die Produktion eingestellt." Für meinen Hund war das lebensgefährlich: sein Herzleiden konnte nicht mehr behandelt werden, weil er die noch am Markt erhältlichen Medikamente nicht vertrug. Gestorben ist er allerdings am 2. April 2005 an Krebs. Hintergrund der Lobbyarbeit der Pharmariesen war die Gier, den kleinen Markt der Phytopharmaca auch noch unter Kontrolle zu bekommen. Dann folgte - s.o. - die Ernüchterung: der Markt war nicht so lukrativ wie erhofft und damit verschwanden bewährte althergebrachte Medikamente endgültig vom Markt. Die kleinen Unternehmen haben sich von diesem Schlag nicht mehr erholt.
* Argument 2 von U.S. lautete: "Die Ärzte sind ja auch damit überfordert, wenn sie mehr als drei Wirkstoffe auf Verträglichkeit mit anderen Präparaten überprüfen müssen. Die verlieren da ja den Überblick." In Klartext: deutsche Ärzte können nicht weiter als bis Drei zählen.
@ Brigitte: Wenn mehr als drei Inhaltsstoffe angegeben sind, ist mindestens eines davon nicht offiziell als Wirkstoff deklariert bzw. die Wirkung nicht "wissenschaftlich" nachgewiesen, die beigegebene Menge ist dann aber so hoch, dass die Zutat genannt werden muss - oder man hat die Vorschriften gelockert, - weiß ich nicht, weil ich das nach dem Tod dieses Hundes nicht weiter intensiv verfolgt habe.
Inse
Nachtrag: das bedeutet u.a., dass pflanzliche Wirkstoffe, die derzeit noch nicht als "Wirkstoff" anerkannt sind (und als wirkungslos angesehen werden), in dem Augenblick, in dem die Wirksamkeit nachgewiesen und anerkannt ist, wieder unter die Dreier-Regelung fallen - also aus dem bisherigen Medikament entfernt werden müssen. - Merkwürdige Art der Forschungsförderung am Standort Deutschland...