Was ist für euch ein "Garten"?

[Erdling]

Mein Garten ist für mich diiiiieeee Erholungsoase, wie die Erweiterung des Wohnzimmers.
Dabei habe ich mir im laufe der Jahre verschiedene Gartenräume geschaffen, je nach Stimmung und Bedürfnis. Manchmal ist es besser zu arbeiten (Gemüsegarten), in Düften zu schwelgen (Kräutergärtchen), zu faulenzen (Pavillon mit Liegewiese), zu gärtnern (Pflanzenkinderecke mit Pflanztisch), das Alleinsein zu genießen (Obstbaumwiese) und dann habe ich alle Optionen. Wildkräutlein,buntes Blumenallerlei und allerlei Getier und Geflatter haben ihre Daseinsberechtigung und ich greife sachte und mit bedacht in ein Gefüge ein (Nacktschnecken wegtragen, Wildkräuter umsiedeln) wenn es nicht zur Wildnis ausarten soll. Eine gewisse Struktur brauche ich schon.
Mit dieser Einstellung lebe ich seit fast 30 Jahren aber das musste auch erst reifen und ich musste Erfahrungen sammeln.
Wenn ich sehr gestresst bin hilft mir die körperliche Arbeit, es darf auch anstrengend sein. Danach bin ich ausgeglichen und oftmals finde ich die Lösung für irgendwelche Probleme bei der Arbeit. Aber in meiner Obstwiese zu liegen und zu dösen, das ist einfach für mich das Größte.
Früher gabs noch Nachbarn die auch nette Gärtchen hatten.
Inzwischen ist alles platt, nur noch Rasen, keine Blumen,keine Rosen und die Nagelschere liegt parat.

[Raphaela]

Das mit der Problemlösung-bei-der-Arbeit kenn ich auch. - Und wenn man mal richtig wütend ist, gehen sonst ungeliebte Arbeiten wie Kanten-Absoden besonders gut von der Hand: Gartenarbeit als Aggressionsabbau-Therapie

[maryrose]

Ganz allgemein definiert ist Garten Kulturland(schaft), da können wir uns noch so anstrengen, er ist nicht mehr Naturlandschaft. Unzählige Dichter und Gartenarchitekten haben sich diesem Thema gewidmet und viel Symbolik geschaffen.
Was mein Garten für mich bedeutet, hängt von den Jahreszeiten und meiner jeweiligen Stimmung ab. Aber egal - wenn das Wetter nicht zu schlecht ist, führt mich mein erster Weg am Morgen (nicht zur Zeitung im Briefkasten) in meinen Garten und oft auch der letzte am Abend.
Garten ist für mich Rückzugsort: Auftanken, Ruhe genießen, alle Sinne baumeln lassen.
Mein Garten ist ein Ort der Zuflucht, wenn mich die Welt nicht mehr mag oder ich sie nicht mehr.
Mein Garten ist ein Ort der Erinnerung an die Eltern, die eigene Kindheit und Jugend und an das Aufwachsen der eigenen Kinder
Garten ist für mich der Ort des Ausgleichs: wie schnell lässt Stress nach, wenn man in der Erde buddelt, riesige Umpflanzaktionen vornimmt und erschöpft, aber zufrieden ins Bett fällt - und in Kauf nimmmt, dass vorher so wichtig gesehene Angelegenheiten nicht mehr vorrangig zu erledigen sind.
Mein Garten ist für mich ein Ort des Austobens - körperlich und gedanklich
Garten ist für mich ein Ort der Kreativität: angefangen beim Pläne schmieden im Winter und Wälzen von Katalogen, beim Umsetzen der Pläne im Frühjahr - meist halt ich mich dann doch nicht daran und pflanze ganz nach dem jeweiligen Gusto.
Mein Garten ist für mich eine kleine Möglichkeit natürlich zu leben
Mein Garten ist für mich ein Ort des Zusammenkommens, des Feierns, des Treffens mit Freunden und Nachbarn.
Und zur Zeit verfolgt mich mein Garten im Schlaf, weil ich wegen des schlechten Wetters meine ausgebuddelten Pflanzen nicht einsetzen, sondern nur zwischenlagern kann.
Mein Garten nimmt also einen Großteil meines Lebens ein, fast könnte ich sagen, bestimmt einen Großteil davon (Urlaubspläne!!!)
maryrose[/b]

[Raphaela]

Zitat von MaryRose:
"...Mein Garten ist für mich ein Ort des Zusammenkommens, des Feierns, des Treffens mit Freunden und Nachbarn..."
- Jaaa! Das ist auch ganz wichtig!

Und das mit dem bis-in-den-Schlaf-Verfolgen weil irgendwelche Pflanzen noch nicht ordnungsgemäß versorgt sind kennen wir sicher auch alle
Hab zur Zeit auch noch diverse Sträucher in zu engen Töpfchen, die dringend gepflanzt werden müssen, wurzelnackte Stauden, die seit Wochen ungepflöanzt sind und Iris, die eigentlich "gleich nach der Blüte" geteilt und umgepflanzt werden sollten, aber immer noch in zu großen Placken am alten Platz stehen...Man fühlt sich dann fast, als ob man ein hilfloses, kleines Kind vernachlässigen würde, seufz...

[terrerouge]

Finde ich toll was Ihr alle hier schon geschrieben habt! Mich hat's zum Nachdenken über meinen Garten gebracht. Mein Verhältnis zu meinem Garten ändert sich mit den Jahreszeiten, aber fest steht dass ich damit meinen Ausgleich zur täglichen Arbeit finde, und dass ich ihn nicht mehr vermissen möchte. Als Kind hat Garten für mich Freiraum bedeutet, meine Eltern hatten ein 2000 quadratmeter Grundstück mit Holzhaus gepachtet, mit Streuobstwiese und grossem Gemüsegarten - war ein richtiges Paradies. Mithelfen war selbstverständlich, und auch kein Problem, es blieb immer genug Zeit zum Spielen.

Seit 5 Jahren habe ich jetzt meinen eigenen Garten, einen für die Gegend typischen "Potager", von alten Steinmauern umgeben. Auf der einen Seite sind Spalierobstbäume (Äpfel und Birnen) und die Wand gegenüber ist den Kiwis gewidmet. Dazwischen wächst alles mögliche an Blumen, Beeren, Kräutern und Gemüse und natürlich Trauben. Zwei Plätze gibt es auch zum Raussitzen, der eine von einer Glyzinie beschattet, der andere ganz in der Sonne. In zwei Schuppen zur Strasse hin bringe ich meine ganzen Utensilien unter. Am tollsten ist dass es in unserem Ort einen Bewässerungskanal gibt - mein Garten wird also nur durch Schwerkraft bewässert.

Für mich ist der Garten meist Entspannung, die Arbeit ist oft geradezu meditativ. Und natürlich Lebensfreude, mit all dem selbstgezogenen Gemüse, das keine chemische Pflanzenschutzmittel gesehen hat. Ich freue mich über jedes Essen das mit eigenen Sachen zubereitet werdenkann. Und weil auch oft mehr als ich brauche da ist, kann ich die Freude auch an andere weitergeben.

[Raphaela]

Das hört sich auch traumhaft an! - Vor allem die Steinmauern und der selbttätig wässernde Kanal
Dann hast du bestimmt auch viele Eidechsen und andere Tiere im Garten?

[lavandula]

Bei mir kommt es auf die Jahreszeit an
Im Frühjahr bzw. Winter, muss ich raus und alles planen und möglichst viel Zeit draußen verbringen. wenn die Beete voll sind fang ich schon an, mich über Unkraut und Schädlinge zu ärgern. Ich will ja Ernten sehen.
Dann freue ich mich auf Ernten, die zu verarbeiten sind. Wenn ich nicht mehr weiß, wohin damit, schimpfe ich und freue mich aber danach über den gefüllten Keller.
jetzt fängt langsam die Zeit an, wo ich den Garten verwünsche und nur noch in Urlaub will ,um keine Arbeit mehr zu sehen.
In der Regel freue ich mich an der Natur im Garten, Wie Yarrow, "der Garten erdet mich", alles interessiert mich und ich muss ausprobieren, nachlesen und lernen.
Aber so viel zum Ausruhen, Genießen kommen wir ganz ehrlich gesagt kaum

[maryrose]

@terrerouge!
du hast mir was ganz Wichtiges in Erinnerung gebracht: In meiner Kindheit war eigentlich immer Mithelfen bei der Obst-, Beeren- und Gemüseernte vorrangig. Damals hatte ich ein durchaus zweispältiges Verhältnis zu unserem Garten: Wenn die anderen zum Baden gingen, war bei uns Ernte und Verarbeitung dieser angesagt. Ja, die rosarote Brille!
maryrose

[Raphaela]

Lavandula, dann gehörst du also auch zu den Gärtnern, deren Bänke a) nur von Besuchern gelegentlich zum Sitzen und/oder b) von allerlei Pflanzen, die sich darunter ausgesät haben, als Rankgerüste benutzt werden?
Und zu denen, die den "Juli-Frust" kennen? Das ist dieser Zustand, in dem man den Herbst kaum erwarten kann, um das, was einem unpassend erscheint, endlich, endlich umpflanzen zu können...
- Solche wie uns können nur liebe Besucher mit sanfter Gewalt (und mitgebrachtem Picknick) zu längeren Pausen - und zum Genießen - "zwingen"...Aber heimlich zuppelt man beim Sitzen und Reden dann doch mit mindestens einer Hand irgendwo rum

[CarpeDiem]

Im Moment ist mein Garten ja leider immer noch eine Baustelle, trotzdem ist er für mich jemand, den ich beim Wachsen zusehe und ich freue mich jedesmal, wenn ich wieder etwas bewältigen konnte.
Für mich ist es wichtig, auf Gegebenheiten rüchsicht zunehmen. ich zerstöre an so manchen Tagen unglaublich viele Wohnheime von Fröschen, Kröten und anderen Das tut mir schrecklich leid, aber ich versuche auch für Ersatz zu sorgen.)
Mein Garten soll ein Ort sein, an dem ich mich wohl fühle, der mich anspricht, indem ich entspannen kann, schaffen und gestalten kann. Und spüren ist mir wichtig.
Ich lebe hier meine Sammelleidenschaft aus und möchte für Artenvielfalt sorgen, um einen naturnahen Kreislauf zu schaffen. Er soll gleichzeitig aber auch schön sein und dufte (wobei schön immer eine Frage der Definition ist).